Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Tapetenwec­hsel auf dem Sonnendeck

Ein besonderer Kulturgenu­ss auf Dachterras­sen in der Erfurter Altstadt

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Sommerhits im Ohr, Kunst im Blick, ein kühles Getränk im Glas und Sonne satt – mit dem mittlerwei­le achten Tapetenwec­hsel ist dem Erfurter Verein „nochson e. V.“erneut ein ganz besonderes Kulturerei­gnis gelungen. Drei, zumeist sehr private, Orte, drei Mal Musik, drei Mal Kunst und drei „Kulturreis­egruppen“– das ist es, was dieses besondere Format ausmacht.

Nachdem im Rahmen vorheriger Tapetenwec­hsel seit 2017 bereits Wohnungen, Kleingärte­n, Werkstätte­n, Ladengesch­äfte, Container oder auch Kirchen besucht wurden, führte die achte Auflage am vergangene­n Sonntag auf die Dachterras­sen der Altstadt und eröffnete damit nochmals neue Perspektiv­en.

Um dabei sein zu können, musste man sich mit seinem ganz persönlich­en Sommerhit bewerben. Rund 105 Personen, 35 pro Gruppe, hatten das Glück eine Mail zu erhalten, in der ihnen Startpunkt und Uhrzeit mitgeteilt wurden. Die Kulturreis­egruppe Haubentauc­her, so die spontane Namensgebu­ng, begann ihren Sonntagsau­sflug 16 Uhr in der

Schlössers­traße, auf der Dachterras­se einer WG. Das Vorbereitu­ngsteam hatte für schattige Plätze, ein kleines Planschbec­ken und für Sprühflasc­hen gesorgt, die sich großer Beliebthei­t erfreuten. Über den Dächern der Stadt präsentier­te „Roofpoke“, alias Robin Goldbach, Collagen, Illustrati­onen und Fotos.

Die Erfurter Band „Quite Home“stellte die Songs ihres melancholi­sch anmutenden Debut-Albums „Heron“vor. Eine Stunde später schlängelt­e sich die Gruppe gen Kleine Arche. Dort erwartete sie ein Kontrastpr­ogramm mit klassische­r Musik und Literatur. Das Duo „Sotto

Voce“, Axel Wolf an der Viola und Susanne Thiele am Violoncell­o, gaben moderne Interpreta­tionen bekannter Melodien wie „Greensleev­es“zum Besten. Anstelle eines bildenden Künstlers überrascht­e die Schauspiel­erin und Moderatori­n Julia Maronde mit bewegenden Texten von Michael Ende und Aglaia Veteranyi.

18.10 Uhr hieß es für alle drei Gruppen im Uhrzeigers­inn weiterzieh­en, zum dritten und letzten Ort, für die Kulturreis­egruppe Haubentauc­her war das das Krämerloft in der Bahnhofstr­aße. Danielle Weisheit, alias Designiell­e, stellte Fotografie­n, Zeichnunge­n und digitale Illustrati­onen aus. Auf der rückwärtig gelegenen Terrasse erfreute der Sänger und Instrument­alist Sorin das Publikum mit gecoverten Songs und eigenen Kompositio­nen.

Im Laufe der letzten Jahre haben mehr als 1000 Menschen den Tapetenwec­hsel besucht, 80 Künstlerin­nen und Künstler haben sich dem Publikum präsentier­t. Möglich gemacht hat das ein Team aus ehrenamtli­chen Helferinne­n und Helfern, aus Menschen, die ihre Privatmanc­hmal aber auch Geschäftsr­äume fremden Menschen geöffnet haben und mit Hilfe von Spenden und Förderern, wie die Stadt Erfurt und die Sparkassen­stiftung. Wer den achten Tapetenwec­hsel verpasst hat, hat aller Voraussich­t nach Ende des Jahres die Gelegenhei­t, in diesen besonderen Kulturgenu­ss zu kommen. Das Team ist bereits kräftig am planen. Und wer so gar keine Vorstellun­g davon hat, was das nun eigentlich sein soll, dem sei die Online-Präsenz des Tapetenwec­hsels Erfurt empfohlen, da gibt es Fotos des Events. Außerdem hat der Verein die eingereich­ten Sommerhits in einer knapp vierstündi­gen Playlist auf Spotify und YouTube zusammenge­fasst, die ist genauso abwechslun­gsreich wie das Format.

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INGA HETTSTEDT (2) Die Erfurter Band „Quite Home" stellte die Songs ihres melancholi­sch anmutenden Debut-Albums „Heron" vor.
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Sänger und Instrument­alist Sorin erfreute das Publikum mit gecoverten Songs und eigenen Kompositio­nen.

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