Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Die neue Behutsamkeit
Sie hatten es kommen sehen. „Es ist ein Plan!“, betonte Kulturminister Benjamin Hoff vor einem Jahr. Der werde gewiss nicht eins zu eins umgesetzt. Doris Fischer, Chefin der Schlösserstiftung, sekundierte hintersinnig: „Es ist nichts in Stein gemeißelt.“Außer, hätte man hinzufügen mögen, die steingewordene Kulturgeschichte selbst natürlich. Das 200-Millionen-Paket von Bund und Land, das deren Verfall viel mehr als nur aufhalten soll, ist hingegen dem selbigen preisgegeben: Es verliert beinahe täglich an Wert. Steigende Baukosten. Inflation.
Und so schrumpft nun aktuell Thüringens Masterplan, der 28 Projekte zur Sanierung von Schlössern und Gärten vorsah, um sechs davon. Das entspricht laut Stiftung 13 Prozent der Investition: also 26 Millionen Euro, um die wiederum die übrigen Baukosten stiegen. Dabei hatte man in weiser Voraussicht ohnehin nicht jeden Euro verplant, sondern einen Puffer angelegt. Der wird auch gar nicht angetastet. Denn bis Ende 2027, wenn dieses erste Förderprogramm auslaufen soll, kann noch sehr viel geschehen.
Immerhin, es waltet nicht nur hier eine neue Behutsamkeit im Umgang mit Steuergeldern. So hat sich Weimar längst entschieden, bei der bevorstehenden Generalsanierung des Nationaltheaters nicht alle Blütenträume reifen zu lassen. Auch sie bauen, in 167 Millionen von Bund und Land, einen beträchtlichen Puffer ein und beerdigen nach und nach fast jedes Extra. Wir haben in Rudolstadt, Altenburg oder Nordhausen ja vor Augen, wie Kosten einer Theatersanierung ein ums andere Mal steigen. Auch jede Verzögerung wird bald teuer. Denn gleichsam in Stein gemeißelt bleibt in allen Fällen Benjamin Franklins alter Leitspruch: „Zeit ist Geld!“