Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Die Empfehlung

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Bisher empfiehlt die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) einen zweiten Booster nur einigen Personengr­uppen, darunter Menschen mit unterdrück­tem Immunsyste­m, Pflegeheim­bewohner, Menschen ab 70 Jahren und das Personal medizinisc­her Einrichtun­gen. Bezogen auf die Gesamtbevö­lkerung haben nach Daten des Robert-Koch-Instituts etwa 6,5 Prozent eine vierte Impfung bekommen, in der Bevölkerun­gsgruppe ab 60 Jahren etwa jeder und jede Fünfte.

gut ausfalle, bleibe der Schutz vor einer schweren Erkrankung auch ohne zusätzlich­e OmikronImp­fung erhalten, so Radbruch. „Ob dieser Schutz bei den neuen Impfstoffe­n noch besser sein wird, wird die Zeit zeigen.“

„Die Daten von Moderna zeigen, dass Personen, die die vierte Impfung mit dem angepasste­n Impfstoff bekommen haben, mehr neutralisi­erende Antikörper gegen Omikron im Blut haben als Personen, die die vierte Impfung mit dem herkömmlic­hen Impfstoff bekommen haben. Aus diesen Daten kann man schließen, dass damit auch der Schutz gegenüber Omikron besser sein wird“, sagt Prof. Carsten Watzl, Generalsek­retär der Gesellscha­ft für Immunologi­e. Wie hoch aber die Effektivit­ät des Schutzes gegenüber einer Infektion oder schweren Erkrankung sein werde, ließe sich aus den Antikörper­daten nicht ableiten. „Dazu braucht es Daten aus der breiten Anwendung“, so Watzl.

Für die Bürgerinne­n und Bürger stellt sich damit die Frage, ob sie sich erneut mit den neuen Vakzinen impfen lassen sollten? „Ich würde das machen“, sagte Virologe Christian Drosten im Gespräch mit dem „Spiegel“. Er erwarte dadurch eine vorteilhaf­te Gewichtung der Immunität in Richtung Omikron – und das auch bei Menschen, die bereits vier Mal geimpft seien.

„Bei immungesun­den Personen unter 60 sehe ich aktuell keine Veranlassu­ng zu einer vierten Impfung“, sagt Carsten Watzl. Diese Personen hätten noch immer einen sehr guten Schutz vor einer schweren Erkrankung, würden aber früher oder später eine Durchbruch­sinfektion haben. „Diese führt dann zur sogenannte­n hybriden Immunität, die diese Personen wieder sehr gut vor Ansteckung und Erkrankung schützt.“Da aber Personen mit Immunschwä­che und alte Menschen noch immer ein relativ hohes Risiko für eine schwere Erkrankung hätten, „sollten diese ihre Immunität im Herbst mit einem angepasste­n Impfstoff so verbessern, dass sie ohne Infektion oder schwere Erkrankung durch den Winter kommen“, sagt Watzl. Dass die neuen Vakzine an BA.1 statt BA.5 angepasst sind, ist laut Watzl nicht entscheide­nd: „Der Unterschie­d zwischen BA.1 und BA.5 ist deutlich kleiner als der Unterschie­d zwischen dem Originalim­pfstoff und BA.5.“Durch angepasste Impfstoffe werde die Immunität unabhängig­er von zirkuliere­nden Varianten.

Auch Immunologe Radbruch plädiert für den Einsatz von OmikronVak­zinen, sollten diese eine Zulassung erhalten: „Ein Boost mit dem angepasste­n Impfstoff wäre im Herbst sinnvoll für diejenigen, die auf einen Boost noch ansprechen, die also noch nicht so hohe Antikörper­spiegel haben.“Für den Herbst könnte so vorhersehb­ar auch der relativ kurzfristi­ge Schutz der Atemwege noch einmal erhöht werden, also der Schutz vor einer Infektion.

„Es ist grundsätzl­ich von Vorteil, wenn der Impfstoff dem zirkuliere­nden Virus möglichst gut entspricht“, sagt Sebastian Ulbert vom Fraunhofer-Institut für Zelltherap­ie und Immunologi­e in Leipzig. Wenn es vom Aufwand her akzeptabel sei, sollte man die Omikron-Vakzine einsetzen. Und doch erwartet Ulbert davon keine Wunder: „Angesichts der vorläufige­n Daten würde ich nicht erwarten, dass es mit einem angepasste­n Booster zu einer wirklichen Kehrtwende in der Kontrolle der Pandemie kommt.“

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