Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Einer der letzten Gurkenbauern Thüringens
Mit Nischenprodukten bietet ein Familienbetrieb aus Seebach dem Preisdumping der Handelsketten die Stirn
Die Gemüseanbaufläche in Thüringen ist in diesem Jahr erneut kleiner geworden. Das Ganze ist kosten- und personalintensiv. Der Familienbetrieb von Marko Göring aus Seebach im UnstrutHainich-Kreis ist einer der letzten Anbaubetriebe für Freilandgurken. Mit weiteren Nischenprodukten bietet Göring dem Preisdumping von Handelsketten die Stirn.
Klar könne er die Flächen, die er für Gurken, Spargel und Weißkohl vorgesehen hat, auch mit Getreide bestellen, sagt Göring. Einfacher sei das auf jeden Fall. Aber das würde an der Ehre des Landwirts kratzen, dessen Familie schon so lange Gemüse anbaut.
„Die Gurke gehört zur aussterbenden Gattung“, sagt Göring. Für die Ernte braucht es viel Handarbeit. Die Kosten seien, vor allem wegen des Mindestlohns, sehr hoch. Auf einem Hektar baut er in diesem Jahr Gurken an. Früher war die Fläche größer, und die Pflanzen wurden noch bewässert. Darauf verzichtet der Landwirt nun. Denn es geht auch hier um Kostenoptimierung. Die Hoffnung auf Regen und der tägliche Blick zum Himmel sind Bestandteil davon.
Die gerade begonnene Ernte sieht ganz gut aus, meint der Landwirt. Die Gurken verarbeiten er und seine Frau Julia weiter. Sie kennt die alten Rezepte für Brüh- und Schüttelgurken, Gewürz- und Knoblauchgurken und die Sauren Gurken. Für Kunden, die selbst einlegen möchten, gibt es ein kleines Kontingent auf Bestellung.
„Wären wir auf den Handel angewiesen, der die Preise vorgibt, müssten wir die Reißleine ziehen“, sagt Göring. Er ist froh, dass viele Stammkunden ihm die Treue halten. Die Kritik an den großen Konservenherstellern folgt auf dem Fuß.
Viele werben mit regionaler Erzeugung. Das sei laut Göring Augenwischerei. Denn wo die Hauptzutat in den Gläsern her komme, erkenne der Verbraucher nicht.
Die Steigerung des Mindestlohnes auf zwölf Euro ab Oktober wird Göring nicht voll auf seine Kunden umlegen können. Trotz der Erhöhung werde es zudem immer schwieriger, Personal für die Feldarbeit zu finden.
„Es sind unsere Stammarbeitskräfte aus Polen, die hier schon seit vielen Jahren arbeiten“, sagt Marko Göring. Sie alle sind fest angestellt. Denn Arbeit gibt es das ganze Jahr über. Das beginnt im Frühjahr mit dem Spargel und endet mit den
Weihnachtsbäumen im Winter. Auf Saisonarbeitskräfte verzichtet der Betrieb. „Wir sind fast wie eine Familie.“Zugeständnisse müssen gemacht werden, um das Personal zu halten.
Julia Göring überzeugt ihren Mann immer wieder, Exotisches auf seinen Feldern zu auszuprobieren. Seit 2021 wachsen Wassermelonen in Seebach und in diesem Jahr sollen es erstmals Patissons, sogenannte Sommerkürbisse, sein. Für den Senfhersteller Born baut Göring auf sieben Hektar Fläche Senfsaat an. Die benötigt Göring auch für seine eigenen Produkte. Denn die meisten Zutaten, so auch der Dill, kommen vom eigenen Feld.