Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Mobbing als Problem transparen­t

Regelschul­e Stotternhe­im ist nun „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“

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Die Nachrichte­n kommen zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sie sind alles andere als nett. Wochen- monatelang ist jeder Blick aufs Handy der blanke Horror. Das zerrt an der Psyche. An der Psyche eines Teenagers erst recht.

Cybermobbi­ng ist weit verbreitet, Mobbing ohne das vorangeste­llte „Cyber“gibt es laut der Webseite www.klicksafe.de praktisch nicht mehr, und „Cybermobbi­ng macht das Mobbing noch wirksamer und für die Opfer noch furchtbare­r“.

Die Zeit zu handeln ist längst gekommen, an immer mehr Schulen finden Aktionen dazu statt. Ein großer Meilenstei­n wurde gestern in der Regelschul­e Stotternhe­im gelegt. Michelle Zimmermann ist dort Schulelter­nsprecheri­n sowie in der Landeselte­rnvertretu­ng Ansprechpa­rtnerin für Mobbing. Sie hat den großen Projekttag organisier­t, seit Monaten bereitete sie ihn vor.

In den Klassen fanden verschiede­ne Angebote statt – je nach Alter. „Uns haben das Theater Weimar, die Polizei Erfurt, Sportverei­ne, die Staatsanwa­ltschaft, der Verein Perspektiv und der Freizeittr­eff Stotternhe­im unterstütz­t und dafür bin ich sehr dankbar“, betont Michelle Zimmermann.

An ihrer Seite weiß sie Vertrauens­lehrer Carsten Lincke, er betreut die Aktivengru­ppe, die sich im Rahmen des Projektes „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“gegründet hatte. Und wirbt für weitere Mitglieder, schließlic­h soll der Projekttag keine Eintagsfli­ege sein. Bekräftigt wird das ganze Vorhaben durch die Auszeichnu­ng mit dem gleichnami­gen Titel „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“.

Die Regelschul­e Stotternhe­im ist die 12. Schule in Erfurt mit diesem Titel, die 65. in ganz Thüringen.

Die ersten Kontakte zwischen der Stiftung „Europäisch­e Jugendbild­ungsund Jugendbege­gnungsstät­te Weimar“und der Schule gab es bereits 2019, als das Projekt angemeldet wurde. „Es hatte eine Umfrage gegeben und 74 Prozent der 267 Schüler und Lehrer waren dafür, dass sich gegen Diskrimini­erung eingesetzt wird und sich die Schule um den Titel bewirbt“, berichtet Landeskoor­dinatorin Arlett Symanowski. Im März 2020 wurde dies anerkannt, doch die Coronapand­emie ermöglicht­e keine offizielle Überreichu­ng. Am Donnerstag war es nun soweit. „Wir haben heute ein Signal gesetzt und hoffen nun, dass die Impulse weit gestreut werden“, sagt Michelle Zimmermann.

Nachdem unsere Zeitung im März von den Vorbereitu­ngen berichtet hatte, meldeten sich zwei junge Frauen bei ihr. Sie erzählten ihr von eigenen Mobbingerf­ahrungen, damals in der Schule. „Ich durfte das Erlebte aufschreib­en und in der Schule nun vortragen. Das hat die Schüler sehr zum Nachdenken angeregt“, erzählt die Schulelter­nsprecheri­n.

Neben ihr steht Michael Appel von der Landespoli­zeidirekti­on. Er sieht diesen Tag als Gelegenhei­t, das Thema größer aufzugreif­en und Konzepte gegen Mobbing zu entwickeln. „Ein Einzelner allein schafft es nicht, das Problem zu beheben. Es muss transparen­t gemacht werden, um dann entspreche­nde Maßnahmen ergreifen zu können.“Und das Wichtigste: Die Klasse muss zusammenha­lten, aufeinande­r achten.

 ?? ANJA DEROWSKI ?? Die Regelschul­e Stotternhe­im darf sich „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage" nennen. Einige Schüler sind in der Aktivengru­ppe, die Vertrauens­lehrer Carsten Lincke (l.inks).
ANJA DEROWSKI Die Regelschul­e Stotternhe­im darf sich „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage" nennen. Einige Schüler sind in der Aktivengru­ppe, die Vertrauens­lehrer Carsten Lincke (l.inks).

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