Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Siegesmund will Windkraft im Wald

Umweltmini­sterin verweist auf Vorgaben des Bundes und fordert schnelle Gesetzesän­derung

- Elmar Otto

Erfurt. Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) fordert, im Freistaat den Bau von Windkrafta­nlagen im Wald zügig zu ermögliche­n. Dafür müsse das Waldgesetz noch in dieser Legislatur geändert werden, sagte sie. „Selbst die Bayern lassen Windräder im Wald zu. Nur wir in Thüringen nicht.“Ohne diese Möglichkei­t seien die Vorgaben des Bundes, bis Ende 2027 1,8 Prozent der Landesfläc­he für Windkraft zur Verfügung zu stellen, nicht umsetzbar. Als Konsequenz drohe, dass die Bundesregi­erung alle Flächen in Thüringen für Windkraft freigebe. „Das wäre die schlechtes­te aller Varianten. Jetzt haben wir es in der Hand“, sagte Siegesmund auch mit Blick auf die aktuell explodiere­nden Energiekos­ten. Der Erzeugerpr­eis von Windkrafts­trom liege bei nur vier bis sechs Cent.

Nach Angaben der Ministerin würden energieint­ensive Unternehme­n über den Bau von Windkrafta­nlagen für den eigenen Energiever­brauch nachdenken, seien aber von Waldfläche­n umgeben. Diese Firmen bräuchten Unterstütz­ung. Sie brachte deshalb „atypische Genehmigun­gsverfahre­n“ins Spiel, die den Prozess beschleuni­gen könnten. Ein Windrad koste etwa vier bis sechs Millionen Euro.

Auf Drängen der opposition­ellen

CDU war ein Verbot von Windkrafta­nlagen im Wald erst Ende 2020 wieder in das Thüringer Waldgesetz aufgenomme­n worden.

Tatsächlic­h können laut Siegesmund erst 0,4 Prozent der Landesfläc­he für Windkraft genutzt werden. Insgesamt kommt der Ausbau nur schleppend voran. 858 Windräder gibt es im Land, nur 14 Anlagen kamen in diesem Jahr hinzu.

Um das Waldgesetz zu ändern, ist die rot-rot-grüne Minderheit­skoalition auf Stimmen der CDU angewiesen. Siegesmund forderte die Union auf, von ihrer starren Haltung abzurücken. Doch danach sieht es nicht aus.

„Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund, etwas am Waldgesetz zu ändern“, sagte der CDU-Energiepol­itiker Thomas Gottweiss dieser Zeitung. Es gehe um Arten- und Naturschut­z, betonte er.

Infrastruk­turministe­rin Susanne Karawanski­j (Linke) befürworte­t eine erneute Änderung. „Würde das Verbot von Windenergi­eanlagen in

Waldgebiet­en künftig fortbesteh­en, müssten die Planungsre­gionen Nordthürin­gen und Mittelthür­ingen einen weit überpropor­tionalen Anteil zu geeigneten Windvorran­gflächen beitragen“, ließ sie mitteilen. Es sei vorgesehen, dass sich die Landesregi­erung noch in diesem Jahr mit dem ersten Entwurf des Landesentw­icklungspl­ans befasse. Anschließe­nd werde die Evaluierun­g des Waldgesetz­es fortgesetz­t.

Zum 1. September beläuft sich die Schadfläch­e in Thüringer Wäldern dem Ministeriu­m zufolge auf rund 76.600 Hektar. Welche dieser Flächen als Standort für Windkrafta­nlagen geeignet seien, müsse sich erst noch zeigen.

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MARTIN SCHUTT / DPA Thüringens Umweltmini­sterium Anja Siegesmund (Grüne)

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