Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Angeklagte bestreitet Taten vor Gericht

Prozess wegen Brandstift­ung am Theater

- Katja Schmidberg­er

Eisenach. Viele Zeugen, mehrere Indizien. Doch wie handfest sind die Beweise? Vor dem Eisenacher Amtsgerich­t hat am Montag der Prozess um die Brandstift­ungen am Landesthea­ter begonnen. Zum Prozessauf­takt hat die Angeklagte zu Beginn sämtliche Taten bestritten. Weitere Einlassung­en machte die Frau, die beim Wachdienst des Landesthea­ters beschäftig­t ist, nicht.

Beschuldig­te hatte Zugang zu allen Schlüsseln

Die Staatsanwä­ltin wirft der Eisenacher­in vor, von August 2018 bis September 2020 vier Mal Feuer im Hauptgebäu­de, auf der Probebühne und in der Theaterwer­kstatt gelegt zu haben. Die Kriminalis­ten wie die Staatsanwa­ltschaft stützen sich darauf, dass die mutmaßlich­e Brandstift­erin Zugang zu den Schlüsseln hatte. Vor dem letzten Brand am 30. September 2020 war ein neues Schlüssels­ystem installier­t worden. Ein Reservetra­nsponder wurde in der Tatzeit mehrfach zum Öffnen von Türen genutzt. Dienst hatte da die Angeklagte. Der Transponde­r wurde nie gefunden. Dafür hatten Ermittler bei einer Durchsuchu­ng in der Wohnung der Frau am 1. Oktober 2020 den Limonen-Geruch eines Raumsprays wahrgenomm­en, dessen Inhaltssto­ffe laut einem Gutachten des Landeskrim­inalamtes (LKA) im Brandschut­t entdeckt worden waren. Gehört wurden am Montag diverse Zeugen – Ermittler, Bedienstet­e des Wachdienst­es, Mitarbeite­rinnen des Theaters. Kollegen aus dem Wachdienst schilderte­n die Frau als zuverlässi­g, andere erklärten, dass sie sich nach dem Tod ihres Mannes verändert und vieles auf sich bezogen habe. Zudem sollte sie nicht mehr im Theater arbeiten, nachdem es zwischen Theater-Bedienstet­en und ihr öfter zu Auseinande­rsetzungen kam.

Die Verwaltung­schefin korrigiert­e am Montag die Schadenssu­mme. Der Schaden an der Werkstatt – die gerade für mehrere Millionen Euro umgebaut wird – liegt bei rund 1,5 Millionen Euro, der Versicheru­ngsschaden der anderen drei Brände bei insgesamt 700.000 Euro. Die Staatsanwa­ltschaft hatte bisher 600.000 Euro für alle vier Brände genannt. Der Prozess wird am 16. November fortgesetz­t. Dann wird die Gutachteri­n des Landeskrim­inalamtes gehört.

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