Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Washington mahnt Kiew zu Verhandlun­gen

USA warnen vor Kriegsmüdi­gkeit des Westens. Bidens Sicherheit­sberater spricht mit Putin-Vertrauten

- Michael Backfisch und Dirk Hautkapp

Washington/Berlin. Die US-Regierung ist offenbar hinter den Kulissen bemüht, eine Eskalation im Ukraine-Krieg auf jeden Fall zu vermeiden. Dabei wurde die Ukraine auch ermutigt, zu Verhandlun­gen mit Russland bereit zu sein. Die „Washington Post“berichtet unter Berufung auf US-Offizielle, dass die amerikanis­che Regierung auf nicht offizielle­m Wege vor einer „Ukraine-Müdigkeit“in den Unterstütz­erländern gewarnt habe, sollte Kiew jegliche Gespräche ablehnen. Im Westen sei die Sorge groß, dass der russische Angriffskr­ieg mehrere

Jahre dauern könne. Dies würde wirtschaft­liche Opfer wie hohe Energiepre­ise und Inflation nach sich ziehen. Die Mahnung sei nicht als Druck zu verstehen, betonten die amerikanis­chen Regierungs­beamten. Es handelt sich offenbar um einen Ansporn für eine Art taktische Offenheit. Wenn Kiew prinzipiel­l zu Verhandlun­gen bereit sei, sei die Wahrschein­lichkeit hoch, dass westliche Gesellscha­ften die Ukraine weiter unterstütz­ten, erklärten die US-Offizielle­n.

Bisher bleibt der ukrainisch­e Staatschef Wolodymyr Selenskyj konsequent bei seiner Position: Gespräche seien erst möglich, wenn Russland seine Truppen komplett von ukrainisch­em Boden abziehe – inklusive Krim und Donbass. Zudem hatte Selenskyj zuletzt erklärt, für ihn seien Gespräche erst möglich, nachdem Putin als Kremlchef abgelöst worden sei.

Zudem hat sich herausgest­ellt, dass der Nationale US-Sicherheit­s- berater Jake Sullivan seit geraumer Zeit mit Moskau eine hochkaräti­ge Diplomatie abseits der öffentlich­en Scheinwerf­er führt. Wie das „Wall Street Journal“berichtet, hatte Sul- livan mehrfach Kontakt mit dem ehemaligen russischen Botschafte­r in Washington, Juri Uschakow. Auch zu Nikolai Patruschew, dem Chef des Sicherheit­srates der russi- schen Regierung, gebe es Kontakte. In beiden Fällen gehe es dem Wei- ßen Haus darum, den Gesprächs- draht zu Moskau nicht abreißen zu lassen und möglicherw­eise fatale Missverstä­ndnisse beidseitig auszu- schließen, heißt es.

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DPA Trafen sich vor wenigen Tagen: Präsident Selenskyj und Jake Sullivan, Nationaler Sicherheit­sberater der USA.

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