Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Energiebedarf der Wirtschaft wächst
Kammer will Politik für die Sorgen kleiner Firmen sensibilisieren. Über 1000 Plakate geplant
Erfurt. Ohne eine gesicherte Energieversorgung funktioniert die Wirtschaft nicht mehr – davor warnt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt in ihrer aktuellen Kampagne „Wirtschaft braucht Energie“. Er habe den Eindruck, dass dies noch immer nicht bei allen Politikern angekommen ist, mahnte der Präsident der IHK, Dieter Bauhaus, gestern in Erfurt ein schnelles Handels aller Akteure an.
Er habe den Eindruck, dass sich politische Akteure derzeit vor allem auf die privaten Haushalte konzentrierten und dabei die Industrie und die mittelständische Wirtschaft aus dem Blick verloren hätten. „Gerade die kleinen und mittelständischen Betriebe, die rund 90 Prozent unserer Mitgliedsunternehmen ausmachen, geraten schnell in existenzielle Schwierigkeiten wenn die Energiekosten explodieren und die versprochene Hilfe auf sich warten lässt“, erklärte Bauhaus.
Trotz aller Anstrengungen Energie einzusparen, was jeder Unternehmer aus Effizienzgründen ohnehin anstrebe, werde der Bedarf der Wirtschaft in den nächsten Jahren eher noch ansteigen, verwies der Kammerchef auf Herausforderungen wie die zunehmende Digitalisierung oder den Wandel in der Mobilität und zum Elektroauto.
Angesichts dessen sei es völlig unverständlich, wenn Bemühungen zu mehr Energieerzeugung zu komdeutsche
men, durch bürokratische Hürden ausgebremst werden. „Es kann nicht sein, dass man für eine Solaranlage auf dem Balkon eineinhalb Jahre auf die Genehmigung warten muss“, kritisierte Bauhaus. Regelungen, die in normalen Zeiten aufgestellt worden seien, müssten jetzt kritisch hinterfragt werden. „Angesichts der aktuellen Entwicklungen sollten wir bestimmte Regelungen zeitlich aussetzen und Dinge erst einmal ermöglichen, um sie zu gegebener Zeit einfach wieder zu korrigieren,
wenn sich herausstellt, dass es so nicht funktioniert“, forderte Bauhaus ein neues Herangehen in den Ämtern.
Mit der jetzigen Kampagne wolle die Kammer die Politik für die Sorgen und Nöte der kleinen Betriebe sensibilisieren, kündigte Bauhaus unter anderem das Aufstellen von mehr als 1000 Plakaten an. In der aktuellen Situation müsse jeder seinen Beitrag dazu leisten, dass das Land gut über den Winter komme. Der werde die Nagelprobe für die
Wirtschaft und die deutsche Politik. Doch auch danach gehe es darum, die Energieversorgung in Deutschland grundlegend umzubauen und keine einseitigen Abhängigkeiten mehr zuzulassen.
Ohne gezielte Hilfe für die Unternehmen angesichts der Energiepreise drohe Deutschland eine Deindustrialisierung. In Grenzregionen seien jetzt bereits Abwanderungen von Unternehmen zu beobachten, forderte Bauhaus auch eine einheitliche Energiesteuer in der EU.