Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Zu Herzen gehendes Märchen
Mit „Nils Holgersson“verabschiedet sich der begnadete Puppenbauer Udo Schneeweiß am Puppentheater Gera in den Ruhestand
Gera. Die hölzerne Werkbank von Puppenbauer Udo Schneeweiß bildet das Zentrum der Bühne. Er hat sie symbolisch in seiner letzten Theaterarbeit verbaut, wie Kay Kuntze, Generalintendant des Theaters Altenburg Gera, zur Puppentheater-Premiere „Nils Holgersson“berichtet. Denn der gebürtige Sachse Schneeweiß geht zum Jahreswechsel in den Ruhestand.
Nun hat er ein letztes Mal seine Schnitzkunst in Gera unter Beweis gestellt. Für Selma Lagerlöfs Kinderklassiker hat er Puppen, Kostümund Bühnenbild gestaltet. Das nordische Märchen setzt er in eine urig-romantische Werkstattsituation. Die Bühne ist drehbar. Werkbank, Leiterwagen, Stuhl und Korb mimen die verschiedensten Handlungsorte.
Die zu Herzen gehende KinderInszenierung von Karin Eppler lebt von der Andeutung: Da genügt es beispielsweise, dass Puppenspieler Tobias Weishaupt nur eine Holzlatte mit zwei dicken Seilen an der Deichsel des Handwagens befestigt. Und schon entsteht vor dem inneren Auge das Bild zweier Kühe in Rückansicht. Sie ärgern sich gerade über den geschrumpften Nils, der an ihren Schwänzen baumelt.
Tobias Weishaupt spielt in der von Karin Eppler entwickelten Fassung
weit über zehn Figuren. Es ist beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit und Energie er Schneeweiß‘ kunstvollen Puppen individuelle Züge verleiht: dem Gliederpüppchen Nils genauso wie den gackernden Hühner-Kopfpuppen, der herumschleichenden Fuchs-Handpuppe ebenso wie den fünf hölzernen Gänsen.
Mit einem Schwarm Wildgänsen auf lehrreicher Reise
Mit Hausgans Martin und einem Schwarm Wildgänsen fliegt Nils nach Lappland, nachdem ihn ein Kobold zur Strafe in einen Zwerg verwandelt hat. Jahr ein, Jahr aus hatte er Eltern und Vieh daheim gequält. Doch erst auf der Reise mit den Gänsen wird ihm klar, was es heißt, füreinander da zu sein, sich in der Not zu helfen und wahre Freunde zu haben.
Regisseurin Eppler, Puppenbauer Schneeweiß und Puppenspieler Weishaupt gelingt am Samstagnachmittag eine hinreißende Premiere, voll Humor und Tempo in einer zauberhaften Ausstattung.
Für die nächsten Vorstellungen in Gera gibt es gegebenenfalls noch Karten an der Tageskasse. Für die Altenburger Aufführungen am Donnerstag, dem 17. November, 10 Uhr und am Samstag, 19. November, 16 Uhr im Theaterzelt sind noch Karten im Vorverkauf erhältlich.