Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Feuerwehrm­ann meistert den Ironman

Marco Koblitz ist als einziger Erfurter und einer von vier Thüringern in Hawaii beim Super-Triathlon dabei

- Anja Derowski

Erfurt. Um 7.20 Uhr betritt Marco Koblitz den Pazifische­n Ozean.

Normalerwe­ise beginnt sein Tag 7 Uhr, hier in der Wache der Erfurter Berufsfeue­rwehr. Doch an jenem Samstag ist alles anders. Der Feuerwehrm­ann hat den Ironman vor sich: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und ein 42,1-Kilometer-Marathon.

Das Wasser ist warm, er schätzt es auf 28 Grad. Er schwimmt 1,9 Kilometer raus aufs Meer, einmal wenden und wieder zurück. Und die Haie? Nun, ein gewisses Risiko bestünde, meint er lachend, aber er sei so fokussiert aufs Schwimmen, „da hatte ich keinen Blick für Fische“. Eine Stunde und zehn Minuten hatte er sich für die Schwimmstr­ecke vorgenomme­n, um zwei Minuten verfehlt er dieses Ziel. „Manchmal sah ich wegen der Wellen die Bojen nicht, das ist schon etwas anderes als der Stotternhe­imer See.

Wieder an Land muss er seinen Beutel mit den Wechselsac­hen holen, sein Rad schnappen. „Das war ein Wahnsinnsa­nblick. Die gesamte Pier von Kailua Kona war voller Fahrräder“, beschreibt er.

Kopfhörer sind nicht erlaubt, es braucht motivieren­de Gedanken

Und dann beginnen sie, die mehr als fünf Stunden Radfahren. Die Strecke nach Hawi führt an der Küste entlang, Zivilisati­on ist rar. „Du blickst nach vorn und siehst Highway, soweit das Auge reicht. Das kann deprimiere­nd sein.“Marco Koblitz jedoch ist ein erfahrener Sportler, „da bin ich lange genug dabei, um nicht völlig demotivier­t zu sein, sondern lasse Gedanken kreisen, die motivieren.“Musik hören, ist nicht erlaubt, generell sei es verboten, etwas mitzunehme­n.

Die Radstrecke meistert Marco Koblitz mit einer Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit von 33,75 km/h, seine gesetzte Zielzeit überschrei­tet er um fünf Minuten. Nun folgt der offensicht­lich härteste Teil dieses Triathlons: der Marathon. Es sind etwa 35 Grad, die Luftfeucht­igkeit ist extrem hoch. „Die Hitze hat mich nach hinten geworfen. Nach etwa drei Kilometern

merkte ich, der Körper war leer. Meine Beine liefen noch, aber es war keine Energie mehr da.“

Marco Koblitz versucht zu schildern, was da, mitten auf Hawaii, vor

sich ging. „Es ist schwer, es in Worte zu fassen. Da war einfach nur Leere. Bei Kilometer zehn dachte ich tatsächlic­h ans Aufhören. Ich aß und trank etwas, sortierte die Gedanken und dann ging es wieder. Die Psyche spielt eine wichtige Rolle, vor allem im Extremspor­t. Ich würde schätzen, dass 50 Prozent Kopfsache sind. Der Kopf schaltet eine Art Sicherheit­smechanism­us ein, dabei könnte der Körper mehr leisten. Man fühlt sich schlapp, aber man weiß, dass mehr geht. Das muss man sich ins Bewusstsei­n rufen.“

Während der 45-Jährige erzählt, geht sein Pieper los, er muss zum Einsatz. In Hektik verfällt er nicht. Er wirkt stets ausgeglich­en, sein Ruhepuls, verrät er, beträgt 46. Etwa 20 Stunden trainiert er pro Woche, in der heißen Phase waren es bis zu drei Einheiten pro Tag. Und das mit einem 48-Stunden-Job. „Ich bin meiner Familie sehr dankbar, dass ich das so durchziehe­n konnte. Ohne ihre Unterstütz­ung wäre es nicht gegangen.“Nach dem Einsatz berichtet er vom Zieleinlau­f als 269. in seiner Altersklas­se, das ist gutes Mittelfeld. „In dem Moment, als ich den Sprecher hörte und das Publikum sah, begann der Genuss. Über die Ziellinie zu kommen, das war sehr emotional.“

 ?? MARCO SCHMIDT ?? Zurück in Erfurt: Stolz zeigt Marco Koblitz seine Teilnehmer-Medaille. Er wurde 269. in seiner Altersklas­se, das ist sehr gutes Mittelfeld.
MARCO SCHMIDT Zurück in Erfurt: Stolz zeigt Marco Koblitz seine Teilnehmer-Medaille. Er wurde 269. in seiner Altersklas­se, das ist sehr gutes Mittelfeld.
 ?? IRONMAN ?? Die Hitze machte Marco Koblitz beim Marathon arg zu schaffen. Doch er blieb stark, kam ins Ziel
IRONMAN Die Hitze machte Marco Koblitz beim Marathon arg zu schaffen. Doch er blieb stark, kam ins Ziel

Newspapers in German

Newspapers from Germany