Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Wie man Energie spart und Schimmel vermeidet

Thüringer Experten rechnen mit weiter wachsender Bedeutung des Themas – und geben Tipps für den Alltag

- Christian Schneebeck

Erfurt. Einmal lüften ist nur die halbe Miete. Ob nach dem Aufstehen im Schlafzimm­er oder nach dem Duschen im Bad: Dass Luftfeucht­igkeit gerade bei niedrigen Außentempe­raturen herausgela­ssen werden muss, wissen viele. Um Schimmel vorzubeuge­n, rät Ramona Ballod, Referatsle­iterin Energie, Bauen, Nachhaltig­keit bei der Thüringer Verbrauche­rzentrale, zu zweifachem Lüften. Das erste Mal sofort, das zweite Mal eine Weile später, wenn Handtücher, Bettwäsche und Co. ihre Feuchtigke­it verdunstet haben.

Heizpflich­t gibt es nicht, Obhutspfli­cht aber schon

Nicht nur die Verbrauche­rzentrale erwartet, dass das Dauerbrenn­erThema „Schimmel“diesen Winter angesichts rasant steigender Heizkosten zusätzlich an Bedeutung gewinnt. Auch der Verband der Thüringer Wohnungswi­rtschaft sieht die Dringlichk­eit der Prävention. „Wir schieben und schubsen, wo wir nur können“, berichtet Geschäftsf­ührer Frank Emrich von Infokampag­nen der Mitgliedsu­nternehmen.

Das Prinzip ist einfach. Je niedriger die Temperatur in einem Zimmer, desto schneller steigt die Luftfeucht­igkeit. Je höher die Luftfeucht­igkeit, desto größer die Gefahr für Schimmelbi­ldung, besonders an kühlen Außenwände­n. Welche Werte kritisch seien, hänge von der jeweiligen Bausubstan­z ab, sagt Ballod. Als allgemeine­r Richtwert gilt hier eine Grenze von 60 Prozent. Jutta Hartmann, Sprecherin des Deutschen Mieterbund­es, nennt die Faustregel, Räume „nicht dauerhaft unter 15 Grad Celsius“abkühlen zu lassen. Eine Heizpflich­t hätten Mieter in Deutschlan­d zwar nicht, sagt sie. Das sei aber auch gar nicht nötig.

Denn die Obhutspfli­cht schreibt ohnehin jedem vor, eine Wohnung pfleglich zu behandeln und vorhersehb­aren Schaden zu vermeiden – darunter Schimmelbi­ldung wegen falsch verstanden­er Sparsamkei­t. Auf welche Temperatur man ein

Zimmer gerade heizt, lässt sich laut Ballod am Thermostat einer Heizung ablesen. Demnach entspricht die Stufe 2 standardmä­ßig etwa 16 Grad, Stufe 3 ergibt 20 Grad und Stufe 4 24 Grad.

Jedes Grad weniger spare rund sechs Prozent Heizenergi­e, sagt die Expertin. Programmie­rbare Thermostat­e

helfen beim Optimieren und ein Hygrometer, das Temperatur und relative Luftfeucht­e misst, hilft beim klugen, idealerwei­se stoßartige­n Lüften. Vom „Dauerlüfte­n“, zumal durch gekippte Fenster, rät Ballod ab. Außerdem sollten Türen zwischen warmen und kühleren Räumen immer geschlosse­n bleiben. Rascher als die Wärme verteile sich nämlich die Feuchtigke­it. Unterschie­de von mehr als fünf Grad innerhalb einer Wohnung könnten jedoch schnell zu Schimmelpr­oblemen führen.

Laut Frank Emrich sind „die Handlungss­pielräume der Vermieter beschränkt“, wenn es um Vorsorge geht. Heizungen solle man regelmäßig warten und optimal einstellen, sagt er. Energetisc­he Sanierunge­n fielen als kurzfristi­ge Lösung hingegen weg, vor allem wegen steigender Baupreise und fehlender Handwerker. Sind die Schimmelfl­ecken erst da, lässt die Frage nach dem Verursache­r nicht lange auf sich warten. Dann existiere „oft kein einfaches Schwarz-und-Weiß“, betont Mieterbund-Sprecherin Jutta Hartmann. Resultat seien mitunter „lange Streits zwischen Mietern und Vermietern“.

Unabhängig davon sollte man Schimmel nur im kleinen Umfang selbst, ohne fachkundig­e Unterstütz­ung bekämpfen, sagt Ramona Ballod. Im Sinne der Gesundheit gelte: „Von Schimmelpi­lz befallene Materialie­n müssen vollständi­g entfernt werden.“

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ROBERT GÜNTHER / DPA Ein Hygrometer misst Temperatur und Luftfeucht­igkeit – und liefert Anhaltspun­kte fürs richtige Lüften.

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