Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Wie man Energie spart und Schimmel vermeidet
Thüringer Experten rechnen mit weiter wachsender Bedeutung des Themas – und geben Tipps für den Alltag
Erfurt. Einmal lüften ist nur die halbe Miete. Ob nach dem Aufstehen im Schlafzimmer oder nach dem Duschen im Bad: Dass Luftfeuchtigkeit gerade bei niedrigen Außentemperaturen herausgelassen werden muss, wissen viele. Um Schimmel vorzubeugen, rät Ramona Ballod, Referatsleiterin Energie, Bauen, Nachhaltigkeit bei der Thüringer Verbraucherzentrale, zu zweifachem Lüften. Das erste Mal sofort, das zweite Mal eine Weile später, wenn Handtücher, Bettwäsche und Co. ihre Feuchtigkeit verdunstet haben.
Heizpflicht gibt es nicht, Obhutspflicht aber schon
Nicht nur die Verbraucherzentrale erwartet, dass das DauerbrennerThema „Schimmel“diesen Winter angesichts rasant steigender Heizkosten zusätzlich an Bedeutung gewinnt. Auch der Verband der Thüringer Wohnungswirtschaft sieht die Dringlichkeit der Prävention. „Wir schieben und schubsen, wo wir nur können“, berichtet Geschäftsführer Frank Emrich von Infokampagnen der Mitgliedsunternehmen.
Das Prinzip ist einfach. Je niedriger die Temperatur in einem Zimmer, desto schneller steigt die Luftfeuchtigkeit. Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto größer die Gefahr für Schimmelbildung, besonders an kühlen Außenwänden. Welche Werte kritisch seien, hänge von der jeweiligen Bausubstanz ab, sagt Ballod. Als allgemeiner Richtwert gilt hier eine Grenze von 60 Prozent. Jutta Hartmann, Sprecherin des Deutschen Mieterbundes, nennt die Faustregel, Räume „nicht dauerhaft unter 15 Grad Celsius“abkühlen zu lassen. Eine Heizpflicht hätten Mieter in Deutschland zwar nicht, sagt sie. Das sei aber auch gar nicht nötig.
Denn die Obhutspflicht schreibt ohnehin jedem vor, eine Wohnung pfleglich zu behandeln und vorhersehbaren Schaden zu vermeiden – darunter Schimmelbildung wegen falsch verstandener Sparsamkeit. Auf welche Temperatur man ein
Zimmer gerade heizt, lässt sich laut Ballod am Thermostat einer Heizung ablesen. Demnach entspricht die Stufe 2 standardmäßig etwa 16 Grad, Stufe 3 ergibt 20 Grad und Stufe 4 24 Grad.
Jedes Grad weniger spare rund sechs Prozent Heizenergie, sagt die Expertin. Programmierbare Thermostate
helfen beim Optimieren und ein Hygrometer, das Temperatur und relative Luftfeuchte misst, hilft beim klugen, idealerweise stoßartigen Lüften. Vom „Dauerlüften“, zumal durch gekippte Fenster, rät Ballod ab. Außerdem sollten Türen zwischen warmen und kühleren Räumen immer geschlossen bleiben. Rascher als die Wärme verteile sich nämlich die Feuchtigkeit. Unterschiede von mehr als fünf Grad innerhalb einer Wohnung könnten jedoch schnell zu Schimmelproblemen führen.
Laut Frank Emrich sind „die Handlungsspielräume der Vermieter beschränkt“, wenn es um Vorsorge geht. Heizungen solle man regelmäßig warten und optimal einstellen, sagt er. Energetische Sanierungen fielen als kurzfristige Lösung hingegen weg, vor allem wegen steigender Baupreise und fehlender Handwerker. Sind die Schimmelflecken erst da, lässt die Frage nach dem Verursacher nicht lange auf sich warten. Dann existiere „oft kein einfaches Schwarz-und-Weiß“, betont Mieterbund-Sprecherin Jutta Hartmann. Resultat seien mitunter „lange Streits zwischen Mietern und Vermietern“.
Unabhängig davon sollte man Schimmel nur im kleinen Umfang selbst, ohne fachkundige Unterstützung bekämpfen, sagt Ramona Ballod. Im Sinne der Gesundheit gelte: „Von Schimmelpilz befallene Materialien müssen vollständig entfernt werden.“