Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Interimslösung beim FC Carl Zeiss Jena gefunden
Henning Bürger wird zum zweiten Mal Cheftrainer in Jena und startet mit einer besonders kurzen Trainingseinheit
Jena. Die Zeremonie kennt Henning Bürger schon. Am 22. Dezember 2007 stellte er sich das erste Mal auf einer Pressekonferenz als Cheftrainer des FC Carl Zeiss Jena vor. Am Montag nun stieg er zum zweiten Mal ein.
Die Ausgangslage könnte unterschiedlicher nicht sein. Damals kämpfte der Traditionsverein in der zweiten Bundesliga um den Klassenerhalt. Als dritter Trainer der Saison sollte A-Junioren-Coach Bürger die Kohlen aus dem Feuer holen. Er zog mit dem Team ins Halbfinale des DFB-Pokals ein, musste aber nach dem Abstieg und einem 0:6 gegen die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart gehen.
Jetzt springt Bürger, inzwischen 52 Jahre alt, erneut ein: Der Chef des Jenaer Nachwuchsleistungszentrums übernimmt bis zur Winterpause die Geschicke des Regionalliga-Teams, das den Anschluss zum Spitzenfeld verloren hat. Durch die Interimstätigkeit gewinnt der Klub Zeit, auf die Suche nach einer zukunftsfähigen Lösung zu gehen – und vor allem, um die künftigen neuen Gremiumsmitglieder nach der Mitgliederversammlung am Sonnabend mitzunehmen.
Bereits kurz nach dem Meuselwitz-Spiel haben die Verantwortlichen bei Bürger angefragt, ob er die
Aufgabe übernimmt. Der musste zunächst eine Lösung organisieren, weil er gerade interimistisch die U17-Junioren betreut hat. Als Nachfolge dort soll es ebenfalls eine interne Lösung geben.
Suche nach dem Schlüssel zur Tagesform
„Bei der Anfrage kam gleich wieder das Feuer, mit zeitlicher Befristung die Aufgabe mit der nötigen Lockerheit anzugehen“, sagt Bürger. „Die Jungs können besser spielen, als sie es zuletzt getan haben.“Er wolle schauen, wo der Schlüssel liegt, um die Tagesform zu steigern. „Der einfache Weg ist, dass man sich über Mentalität und Pensum wieder aus dem Loch herausholt. Wenn alle mitziehen, befruchtet man sich.“
Unbewusst Vorarbeit hat er schon bei der Analyse geleistet. Bürger sah das Spiel seines Sohnes Luca in Meuselwitz gegen den Berliner AK und hat damit schon einen Eindruck des ersten Gegners, gegen den Jena am Freitagabend spielt (Anstoß 19 Uhr). Die erste Einheit am Montagnachmittag dauerte nur kurz. Erwärmung, ein paar Runden vier gegen zwei, dann auslaufen. „Trainingswissenschaftlich betrachtet, ist es nicht sinnvoll, am Tag zwei nach dem Spiel in die Belastung zu gehen“, sagt Bürger. Intensive Einheiten stehen aber am Dienstag auf dem Programm.
Einen Unterschied zu seinem ersten Amtsantritt gibt es: Damals habe er den Auftrag gehabt, als erstes mehr als ein halbes Dutzend Spieler auszusortieren. „Das war grausam“, sagt Bürger heute. „Diesen Auftrag gibt es heute nicht“, fügt Geschäftsführer Förster an.
Henning Bürger jedenfalls hat viel Erfahrung bei der Entwicklung von Talenten. Bei Eintracht Braunschweig spielte er über Jahre mit einer sehr jungen Mannschaft um den Klassenerhalt in der Regionalliga Nord. „Junge Spieler brauchen Zeit. Dort hatte man sie, hier nicht“, sagt der in Zeulenroda geborene Fußballlehrer, der weiter das Nachwuchsleistungszentrum leitet.