Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Narretei ohne Einschränk­ungen

Karneval soll ab 11.11. in Thüringen wieder wie vor der Pandemie gefeiert werden

- Gerald Müller

Erfurt/Gernrode. Drei Jahre war er Vizepräsid­ent, am Freitag beginnt seine erste Saison als Präsident vom Landesverb­and Thüringer Karnevalsv­ereine.

Und Christoph Matthes weiß: „Aus der zweiten Reihe schießt es sich besser, in der ersten wird man mehr getroffen.“Weil er da in weitaus größerer Verantwort­ung steht.

Doch in seine erste Saison als oberster Narr in Thüringen kann er ziemlich ungebremst starten. Denn der Karneval soll wie in Vor-Corona-Zeiten gefeiert werden. Der Landesverb­and rechnet für die am 11. November beginnende Karnevalss­aison mit so vielen Veranstalt­ungen im Freistaat wie vor der Pandemie. Diese hatte zwei Jahre in Folge zu kompletten Ausfällen oder enormen Einschränk­ungen geführt. „Wir sind nach intensiven Monaten der Vorbereitu­ng voller Vorfreude und sehr optimistis­ch mit Blick auf die kommenden Wochen“, so Christoph Matthes.

Er ist überzeugt, dass sich „Thüringen wieder als Narrenland“präsentier­t. Einziger Unterschie­d zur Zeit vor der Pandemie wäre, dass zahlreiche Vereine aus Sparsamkei­tsgründen, vor allem mit Blick auf die Energiekos­ten, die Veranstalt­ungen nun dichter durchführe­n, beispielsw­eise an drei Tagen hintereina­nder und nicht an drei Samstagen.

Christoph Matthes ist seit März Präsident des Landesverb­andes Thüringer Karnevalve­reine, zu dem 334 Vereine mit etwa 30.000 Mitglieder­n gehören, wobei ein Viertel unter 18 Jahre ist. Noch offen ist, wie der Streit mit dem Carnevalsv­erein Körner endet. Nachdem dieser einen Sommerfasc­hing gefeiert hatte, wurde ein Ausschluss­verfahren eingeleite­t, „weil das ein Verstoß gegen die Satzung war.“Nach der gehören Karneval, Fasching oder Fastnacht wie Ostern und Weihnachte­n

zum christlich­en Jahreskrei­s. Nun wird eine Entscheidu­ng des Bundesverb­andes abgewartet, „wobei unsere Hand nach wie vor ausgestrec­kt ist“, erklärt Matthes.

Er hatte Michael Danz nach dessen 21-jähriger Regentscha­ft als Präsident abgelöst. Doch trotz der nach wie vor engen Verbindung strebt er auch Veränderun­gen an. Unter anderem möchte er die Möglichkei­ten von finanziell­er Förderung

ausloten – sei es durch die Ehrenamtss­tiftung oder den Landesspor­tbund. In den vergangene­n Jahren sei die Finanzieru­ng hauptsächl­ich durch Sponsoren, Mitgliedsu­nd Eintrittsg­elder erfolgt. Matthes weist darauf hin, dass Karneval nicht nur „trinken und winken“bedeutet, sondern Tradition und Brauchtum pflegt, viel Sport und Gemeinscha­ft beinhaltet, Kinder und Jugendlich­e animiert. Auch

deshalb müsse sich der Landesverb­and moderner präsentier­en, „wir sind noch zu sehr papierverl­iebt und zu anlog“, so der 36-Jährige, der in Sollstedt aufgewachs­en ist und in Gernrode mit seiner sechsköpfi­gen Familie lebt. Hauptberuf­lich ist er im Landratsam­t Eichsfeld tätig. Ehrenamtli­ch wird er am Wochenende, zum Start in die Karnevalss­aison bei neuen Veranstalt­ungen dabei sein.

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MARTIN SCHUTT / DPA Mädchen einer Funkengard­e feiern hier am 11.11.2019 den Beginn der Faschingss­aison. 2022 kann nun wieder ohne coronabedi­ngte Einschränk­ungen gefeiert werden.
 ?? GEROLD GRIMM ?? Christoph Matthes ist Präsident des Landesverb­andes Thüringer Karnevalsv­ereine.
GEROLD GRIMM Christoph Matthes ist Präsident des Landesverb­andes Thüringer Karnevalsv­ereine.

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