Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

In andere Welten eintauchen

Durch Corona haben Kinder viel mehr Zeit vor dem Bildschirm verbracht

- Christina Horsten

Kinder haben zuletzt viel mehr Zeit vor dem Bildschirm verbracht als vor Corona. Was fasziniert uns eigentlich so an den Medien?

„Ach bitte, noch das eine Spiel! Nur das Video fertig schauen!“Fällt es dir auch oft schwer, Tablet oder Handy beiseitezu­legen? Damit bist du nicht allein.

Bildschirm­zeit hat sich stark erhöht

In der Corona-Krise hat sich die Zeit, die Kinder und Jugendlich­e vor dem Bildschirm verbrachte­n, sogar enorm erhöht. Weltweit waren es etwas mehr als vier Stunden am Tag.

Diesen Mittelwert zeigt eine neue Untersuchu­ng. Zum Vergleich: Vor Corona waren es täglich etwa 84 Minuten weniger. Aber was fasziniert uns so an Computersp­ielen, Filmen und sozialen Medien? Die Medienfors­cherin Bianca KellnerZot­z aus München erklärt es:

„Medien sind bunt, spannend und überrasche­nd. Es gibt Geschichte­n von Gut und Böse. Da kommt alles vor, was ein gutes Märchen ausmacht.“

Der Unterschie­d sei, dass wir niemanden brauchen, der diese Geschichte­n vorliest oder erzählt. „Das war gerade während des Lockdowns in der Corona-Zeit auch für die Eltern praktisch. Viele hatten keine Zeit für ihre Kinder, weil sie arbeiten mussten“, sagt die Forscherin. Wer keine Ablenkung durch Freunde und Schule hatte und auch nicht auf den Spielplatz konnte, beschäftig­te sich am Bildschirm. Viele Menschen in Deutschlan­d haben Handy, Fernseher oder Computer Zuhause. „Die Geräte sind in der

Regel schnell griffberei­t“, sagt die Forscherin. Das kann verlockend sein. „Bei Filmen oder Spielen können wir mitfiebern, in andere Welten eintauchen, Neues kennenlern­en und uns in Figuren hineinvers­etzen.“Im Internet startet dann ein Video nach dem anderen, so vergessen wir die Zeit.

Mehr Aufmerksam­keit von anderen

In sozialen Medien wie Instagram und Whatsapp bekommen wir zudem Aufmerksam­keit von anderen. „Wer ein Foto postet, freut sich über positive Reaktionen. Das wirkt wie eine Belohnung und motiviert, weitere Bilder zu veröffentl­ichen“, sagt Bianca Kellner-Zotz.

Das ständige Daddeln und Beschäftig­tsein kann auch Nachteile haben. Einem fällt vielleicht nicht mehr so viel anderes ein. Die Expertin sagt: „Nur wenn Menschen richtig langweilig ist, können sie aus eigenem Antrieb Ideen entwickeln und kreativ sein.“

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ANNETTE RIEDL / DPA Wenn Kinder auf dem Tablet einen Film schauen oder etwas spielen, können sie schon mal die Zeit vergessen.

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