Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Fünf Stunden müssten es täglich sein
Volleyball: Schwarz-Weiß-Trainer Bitter beklagt zu wenig Trainingszeiten. Potsdam heute zu Gast
Erfurt. Konstantin Bitter spricht sechs Sprachen, von russisch über italienisch bis schweizer-deutsch. Vor allem aber spricht der Cheftrainer der Erfurter Bundesliga-Volleyballerinnen Klartext. Der eine Zähler beim USC Münster ist für ihn kein gewonnener gewesen. „So wie das Spiel gelaufen ist, haben wir mindestens einen Punkt verloren, wenn nicht gar zwei“, ärgerte ihn noch das 2:3 (-21, -24, 19, 19, -13).
„Wir müssen noch viel lernen“, weiß der 33-Jährige. Geduldig sein, weiterarbeiten lautet die Formel. Das gilt besonders für die harte erste Spielwoche, die am heutigen Mittwoch mit Potsdam (18.30 Uhr) den aktuell schwersten Gegner bereithält. Am Freitag geht es im DVV-Pokal gegen Straubing (19 Uhr) um den Viertelfinal-Einzug.
Die Heimpartien kurz hintereinander kaschieren wegen der Regenerationsphasen ein großes Erschwernis für die Erfurterinnen. Denn weiterarbeiten heißt für Bitter in erster Linie, jeden Tag Spielelemente zu trainieren. Die Bedingungen in der Landeshauptstadt lassen das aber nur eingeschränkt zu.
Bei gedämmtem Licht und abgeschaltetem Warmwasser, womit Erfurts Sportbetrieb im Trainingsbetrieb in der Riethhalle auf die stark gestiegenen Energiekosten reagiert, ließ Bitter seine Spielerinnen am Dienstag schwitzen. So wie sonst auch unter der Woche. Jeden Abend zweieinhalb bis drei Stunden in der Heimspielstätte arbeiten zu können ist ein Fortschritt gegenüber dem Vorjahr. Ausreichend aber ist das in den Augen des Trainers nicht. „Fünf Stunden Training müssten es jeden Tag sein“, wünschte er sich mehr Zeiten am Vormittag. Dass die Stadt die Marbacher Mehrzweckhalle dafür
vorhält, nutzt ihm wenig. Sie ist, abgesehen von Boden- und Lichtverhältnissen, nicht hoch genug.
Das Schweitzer-Gymnasium kommt entgegen. An zwei Tagen macht es Platz im Schulsport frei, dass die Volleyballerinnen ein Drittel der Riethhalle vormittags nutzen können. Auch der Landesverband hilft. Er tritt laut Bitter an einem Tag Fläche im Sportgymnasium ab. Wie lange das so bleibt, weiß er nicht.
„Trainingsmöglichkeiten an Vormittagen sind unerlässlich für einen Bundesligisten“, unterstreicht László Hollósy. Der Suhler Cheftrainer ist froh, in der Wolfsgrube beste Bedingungen zu haben. Nach dem kraftzehrenden Achtungs-3:2 gegen
Dresden steht auch sein Team inmitten einer Hammerwoche.
Im Livespiel bei Sport 1 hoffen Hollósy und seine VfB-Damen, am Mittwoch gegen Wiesbaden auf den ersten Drei-Punkte-Sieg (20 Uhr). Erfurts letzter Gegner Münster ist am Samstag Gast in Suhl (19 Uhr).
Das Pokal-Viertelfinale ist das Ziel. Auch für die Erfurterinnen. Vor der auf Freitag vorverlegten Partie (die Riethhalle ist am Wochenende anderweitig belegt) erwartet sie zunächst aber die leichteste und schwerste Aufgabe zugleich. „Potsdam ist die derzeit beste deutsche Mannschaft“, sagt Bitter über den Supercup-Sieger. Er lenkt den Blick indes darauf, nicht auf den Favoriten
mit den Erfurter Bekannten wie Rica Maase oder Selma Hetmann zu schauen, sondern auf sich selbst.
Umso ärgerlicher ist, dass es seine Mannschaft nicht geschafft hatte, sich in Münster mehr Selbstvertrauen zu holen. Den zweiten Abschnitt hatte sie bereits gedreht, den Satzball aber nicht nutzen können. Nachdem sie den USC danach zwei Sätze lang zerlegt hatten, wie es Bitter ausdrückte, schenkten die Erfurter ihm den Tiebreak nach ihrer 7:2Führung auf voradventlichem Silbertablett. Zum Ärgernis des Erfurter Trainers. Immerhin etwas Positives nimmt er mit: „Wir haben gegen einen direkten Konkurrenten gezeigt, dass wir besser sein können.“