Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Warum wird die Gasheizung nicht warm?
Leserfrage: Neuerdings habe ich das Gefühl, dass meine gasbeheizte Wohnung nicht mehr so richtig warm wird – oder es wenigstens länger dauert, bis sie so richtig warm ist. Hat das mit dem Gaswechsel zu tun? Woher bekommen wir Thüringer derzeit unser Gas? Aus Russland ja sicher nicht mehr. Gibt es gutes und schlechtes Gas?
Es antwortet Martin Schreiber von der Teag:
Es gibt kein gutes oder schlechtes Gas – es gibt jedoch Unterschiede im Energiegehalt, also beim Brennwert. Dieser Wert ist als technische Norm festgelegt und wird ständig geprüft – die Herkunft des Gases ist dabei nicht entscheidend. Grundsätzlich wird in Thüringen sogenanntes H-Gas genutzt. Das ist Erdgas mit einem Brennwert von 10 bis 13 kWh/m3.
Es gibt auch L-Gas, hier liegt der Brennwert/Energiegehalt mit rund acht kWh/m3 niedriger. L-Gas wird in Thüringen aber nicht angeboten.
Der festgelegte Brennwert (also H oder L) darf nicht schwanken, sonst funktionieren die angeschlossenen Geräte der Verbraucher (etwa Herde und Gasthermen) nicht, weil sie auf den jeweiligen Energiegehalt eingestellt sind. Man kann also nicht in Netzen, wo H-Gas Standard ist, plötzlich mit L-Gas versorgen. Aktuell kommt unser Gas nicht mehr aus Russland. Wir beziehen Gas aus mehreren Quellen, etwa aus Norwegen oder den Niederlanden. Dieses Erdgas ist kalorisch sogar etwas hochwertiger als das russische Gas. Es hat innerhalb der Norm für H-Gas einen leicht höheren Brennwert.
Wenn ein Mieter bemerkt, dass seine Heizung etwas kälter ist als üblich, dann liegt das keineswegs am gelieferten Erdgas; das hat unverändert seine vorgeschriebene Qualität und den korrekten Brennwert. Vielmehr haben viele Wohnungsunternehmen den Gasverbrauch der Heizungsanlagen gedrosselt – und deswegen wird die Heizung nicht mehr so schnell warm wie im vorigen Winter noch.