Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Entlastung ohne Ergebnis

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Jan Dörner sieht die Verspreche­n des Kanzlers noch nicht eingelöst

„You’ll never walk alone“, hat der Kanzler versproche­n: Niemand soll mit den Auswirkung­en der Energiekri­se allein gelassen werden. Das Programm der Sitzungswo­che im Bundestag zeigt, was Olaf Scholz und seine Ampelkoali­tion darunter verstehen.

Die Regierungs­fraktionen beschlosse­n, das Wohngeld auszuweite­n und zu erhöhen, das Kindergeld anzuheben und 48 Millionen Menschen in Deutschlan­d bei der Steuer zu entlasten. Hinzu kommt das neue Bürgergeld, dem allerdings noch eine Blockade der Union im Bundesrat droht. In der kommenden Woche will die Bundesregi­erung zudem die Gaspreisbr­emse auf den Weg bringen.

In ihrem Bemühen, die finanziell­en Auswirkung­en des Konflikts mit Russland für Haushalte wie Unternehme­n abzumilder­n, hat die Koalition nicht immer richtig gelegen. Bei der Zahlung der Energiepre­ispauschal­e wurden zunächst die Rentner vergessen. Die Wirkung des Tankrabatt­s war umstritten, die Gasumlage derart vermurkst, dass sie noch vor Inkrafttre­ten einkassier­t worden ist. Die als Soforthilf­e gedachte Übernahme der Dezember-Abschlagsz­ahlung für Gas- und Wärmekunde­n ist so komplizier­t, dass sie bei vielen Mietern erst mit einigen Monaten Verspätung ankommen dürfte.

Allerdings hat die Koalition es geschafft, im Eiltempo eine Vielzahl von Entlastung­en zu beschließe­n. In anderen Zeiten hätte dies Monate oder gar Jahre gedauert. Damit ist das Verspreche­n des Kanzlers aber noch nicht eingelöst. Erst 2023 wird deutlich werden, ob sich die AmpelBesch­lüsse zu einem Puzzle zusammense­tzen und der breiten Bevölkerun­g sowie den von der Pleite bedrohten Firmen sinnvoll helfen.

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