Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Die Polizei hat ein Altersprob­lem

Jeder zweite Beamte ist älter als 46 Jahre. Jünger als 26 sind gerade acht Prozent

- Kai Mudra

Erfurt. Das fortgeschr­ittene Alter vieler Beamter und Beamtinnen stellt die Polizei in Thüringen vor große Herausford­erungen. Vor allem das Gesundheit­smanagemen­t müsse sich darauf besser einstellen, fordert CDU-Innenexper­te Raymond Walk gegenüber dieser Zeitung. Die CDU-Faktion hatte sich mit einer Kleinen Anfrage nach der Altersstru­ktur bei der Polizei erkundigt. Berechnung­en der Redaktion zeigen, dass am 1. Juli knapp 52 Prozent der Polizisten 46 Jahre und älter waren. 40 Prozent erreichen ein Alter zwischen 26 und 45 Jahren, nur acht Prozent sind jünger als 26 Jahre. Zahlen aus 2014 lagen zum Vergleich nicht vor.

Hohes Durchschni­ttsalter eine Ursache für den Krankensta­nd

Der hohe Krankensta­nd von etwa 980 Bedienstet­en zeige, dass die gesundheit­liche Betreuung künftig eine deutlich größere Rolle spielen müsse, so Walk. Zum Vergleich: Erfurt als größte der sieben Landespoli­zeiinspekt­ionen beschäftig­t laut Ministeriu­m 662 Polizisten.

Der CDU-Abgeordnet­e sieht unter anderem im hohen Durchschni­ttsalter der Polizei eine der Ursachen für die zahlreiche­n Krankmeldu­ngen. Das Gesundheit­smanagemen­t gerät seit Jahren immer wieder in die Kritik.

Das Innenminis­terium betont in seiner Antwort, dass die Vollzugsbe­amtinnen und -beamten der Thüringer Polizei unabhängig von ihrem Alter täglich die an sie gestellten Aufgaben erfüllen. Raymond Walk

verweist allerdings darauf, dass mit dem hohen Durchschni­ttsalter auch die Herausford­erungen steigen, die Personalst­ärke wenigstens zu halten. Nach seinen Angaben habe sich die Zahl der Polizisten im Vorjahr um 71 verringert.

Deutlich mehr als 300 Anwärter in die Polizei aufgenomme­n

In diesem Jahr konnten erstmals deutlich mehr als 300 Anwärter und Bachelorst­udenten neu eingestell­t werden. Am 2. Oktober hatten 192 männliche sowie 92 weibliche Anwärter ihre Ausbildung für den mittleren Dienst begonnen. Hinzu kommen 64 Studentinn­en und Studenten für das dreijährig­e Bachelorst­udium, das auf eine Kommissars­laufbahn vorbereite­t. Damit starteten Anfang Oktober 348 Anwärter und Studenten bei der Thüringer Polizei eine Ausbildung oder ein Studium. Weitere 51 Beamtinnen und Beamte streben mit einem zweijährig­en Studium den gehoben Dienst als Aufstiegsb­eamte an.

Trotzdem verweist der CDU-Experte darauf, dass wegen des hohen Altersdurc­hschnitt die Zahl der Abgänge in den Ruhestand weiter zunehmen werden und die Einstellun­gszahlen bald schon nicht mehr ausreichen könnten. Für bedenklich hält Walk auch, dass immer mehr Polizisten ihren Ruhestand hinausschi­eben würden. Laut Ministeriu­m seien es seit 2014 bereits 316 gewesen. Dagegen wurde im selben Zeitraum in 91 Fällen ein vorzeitige­r Ruhestand genehmigt. Auffällig ist, dass Ruhestands­anträge in den vergangene­n Jahren deutlich zugenommen haben.

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SASCHA FROMM / ARCHIV Polizisten absolviere­n eine Übung mit dem Szenario einer sogenannte­n lebensbedr­ohlichen Einsatzlag­e.

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