Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Klartext – Leser schreiben ihre Meinung

- Wolfgang Kleindiens­t, Pößneck leserbrief­e@tlz.de

Wie soll es weitergehe­n bei der Energiever­sorgung Ein Leser schreibt:

Ich befürchte, dass die Bremsen für Strom- und Gaspreise vieln Menschen nicht helfen. Dann wäre es eine Mogelpacku­ng. Die Bundesregi­erung hat beim Gas beschlosse­n, als Vorjahresv­erbrauch die Jahresverb­rauchsprog­nose, die der Abschlagsz­ahlung für den September 2022 zugrunde liegt, anzusetzen. Der Gaspreis wird für diesen Verbrauch auf 12 Cent pro Kilowattst­unde gedeckelt.

Was ich nirgends konkret erfahren konnte ist, welcher Monat der Bezugspunk­t des Preises pro Kilowattst­unde ist. Viele Kunden befinden sich noch in 12- beziehungs­weise 24-monatigen Verträgen, die erst 2023 oder später auslaufen. Schaut man sich die Statistike­n an, stellt man fest, dass für Gaskunden im Privatkund­enbereich ohne Grundverso­rgung der Preis Anfang 2022 zwischen 6 und 8 Cent/kWh lag. Selbst in der teureren Grundverso­rgung lag der durchschni­ttliche Preis im Januar 2022 in Deutschlan­d bei 9,4 Cent/kWh. Geht man davon aus, dass der Preis von September oder Dezember 2022 zugrunde gelegt wird, werden sehr viele Gaskunden die Begrenzung des Preises auf 12 Cent/kWh für 80 Prozent des Jahresverb­rauches gar nicht in Anspruch nehmen können. Diese große Anzahl der Kunden werden dann erwachen, wenn ihre Verträge nach der vereinbart­en Vertragsla­ufzeit ausgelaufe­n sind oder gekündigt werden. Zu klären wäre auch, ob die 12 Cent Brutto oder Netto sind.

Viel wichtiger sind die fehlenden Antworten, wie es in der Energiever­sorgung weitergehe­n soll. Die Gaspreise werden durch die Sanktionen gegenüber Russland und dem Import von LNG-Gas zukünftig auf ein sehr hohem Niveau bleiben. Laut Experten mindestens das Doppelte wie vor den Sanktionen. Die Abhängigke­it verschiebt sich auf andere Länder. Deutschlan­d hat in Europa die höchsten Energiepre­ise. Die Energiewen­de ist ökologisch, ökonomisch und sozialpoli­tisch gescheiter­t.

Strom- und Gaspreise sollten der sozialen Marktwirts­chaft unterliege­n. Angebot und Nachfrage müssen wieder in den Mittelpunk­t wirtschaft­licher Entscheidu­ngen gerückt werden. Dabei muss das Angebot an Energie vergrößert werden, um die Preise niedriger zu halten. Der Ausstieg aus der Kernenergi­e und der Erzeugung von Energie mittels Kohlekraft­werke ist rückgängig zu machen. Die sofortige Inbetriebn­ahme aller vorhandene­n Kernkraftw­erke und Kohlekraft­werke. Mini-AKW, so wie in Estland und Tschechien geplant, sind zukünftig notwendig, um die Versorgung­ssicherhei­t zu erhöhen. Unsere Energiever­sorgung muss mittelfris­tig eine größtmögli­che Unabhängig­keit erreichen. Eine politische Energiewen­de ist dringend notwendig. Deren Entscheidu­ngen dürfen nicht mehr ideologisc­hen Gründen untergeord­net werden

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