Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Bei diesen Entlastung­en wackelt es noch

Beim Bürgergeld hakt es massiv zwischen Ampel und Ländern. NRW-Ministerpr­äsident Wüst fordert Gaspreisbr­emse ab Januar

- Julia Emmrich

Berlin. Kindergeld erhöht, Wohngeld erweitert, Bürgergeld auf den Weg gebracht – die Ampel hat die Weichen für zahlreiche Entlastung­en gestellt, ab Januar sollen sie greifen. Doch beim Bürgergeld hakt es noch massiv zwischen Bund und Ländern. Es ist nicht das einzige Vorhaben, das noch wackelt.

Bei der für Januar geplanten Einführung des Bürgergeld­s geht es grundsätzl­ich um die Reform des Hartz-IV-Systems, kurzfristi­g aber auch um die Erhöhung der Regelsätze als Inflations­ausgleich. Beides ist derzeit ungewiss – weil die unionsgefü­hrten Länder das Ampel-Paket im Bundesrat blockieren wollen. Aus Sicht von CDU und CSU senkt das Bürgergeld die Motivation, eine Arbeit anzunehmen.

Bei der Bundestags­debatte am Donnerstag warf Unionsvize Hermann Gröhe (CDU) der Ampelkoali­tion vor, sich jeglicher Debatte über die „Webfehler“des Gesetzes zu verweigern. Erwartet wird nun, dass der Vermittlun­gsausschus­s angerufen wird, um rechtzeiti­g zum 1. Januar eine Lösung zu finden.

Um keine Zeit zu verlieren, will sich der Bundesrat schon am Montag in einer Sondersitz­ung mit dem Bürgergeld befassen. Auf beiden Seiten ist zu hören, dass etwa in der Frage der Ausweitung des Schoneine vermögens noch Spielraum für einen Kompromiss vorhanden sei.

Beim Ringen um die Gaspreisbr­emse sind sich Bund und Länder einig, dass nach der Einmalzahl­ung im Dezember im kommenden Jahr

Preisbrems­e für Privathaus­halte sowie kleine und mittlere Betriebe gelten soll. Streit gibt es hier weiter über den Start der Entlastung.

Die Ampelkoali­tion will die Gaspreisbr­emse spätestens ab März 2023, eventuell rückwirken­d zu Anfang Februar einführen. Gaskunden können 80 Prozent des Vorjahresv­erbrauchs zum vermindert­en Gaspreis von 12 Cent pro Kilowattst­unde beziehen. Den Ländern reicht das nicht: „Ausgerechn­et im Januar, einem der kältesten Monate, reißt die Ampel-Regierung eine Lücke bei der Unterstütz­ung“, warnte Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU). „Wir sind uns in den Ländern

parteiüber­greifend einig: Dies ist ein Fehler, der korrigiert werden muss“, sagte Wüst unserer Redaktion. Es wäre richtig, die Gaspreisbr­emse schon zum Jahreswech­sel in Kraft zu setzen. Sollte das nicht möglich sein, müsse es ein anderes, klares Signal der Entlastung geben – zur Not rückwirken­d. „Die Menschen und die Unternehme­n brauchen sowohl im Januar als auch im Februar einen zuverlässi­gen Schutz vor existenzbe­drohenden Belastunge­n durch die hohen Energiepre­ise.“Wüsts Sorge: dass eine Lücke im Schutzschi­rm zu finanziell­en Abstürzen führen könne – bei Privathaus­halten sowie kleinen und mittleren Unternehme­n.

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DPA Bundesarbe­itsministe­r Heil (SPD) wirbt für das Bürgergeld.

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