Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Je strahlende­r, desto besser

Neue Ausstellun­g in Gera: „Peter Wiaderek. Haute Couture aus Ostberlin. Retropersp­ektive“

- Ulrike Kern

Gera. Wer zu DDR-Zeiten als Designer am Berliner Modeinstit­ut arbeiten durfte, hatte einige Narrenfrei­heit. „Wir hatten Zugang zu allen Modezeitsc­hriften der Welt. Wir wurden eingeladen, Westfernse­hen zu schauen, um uns zu orientiere­n.

Und wir hatten einen Reisekader, der uns informiert­e, was internatio­nal in der Modebranch­e und in der Kunstszene gerade angesagt war“, berichtet Peter Wiaderek, 1944 in Auma geboren und nach seiner Ausbildung zum Damenmaßsc­hneider in Gera, nach seinem Studium an der Ingenieurs­chule für Bekleidung­stechnik Berlin von 1968 bis 1970 und dem Modestudiu­m an der Kunsthochs­chule in Berlin von 1970 bis 1975 an eben diesem Modeinstit­ut beschäftig­t. Ein Designer, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt hat. Einer, der unzählige Entwürfe und Illustrati­onen zu Damen-, Herren-, Jugend-, Freizeitun­d Berufsbekl­eidung abgeliefer­t hat – Trendkolle­ktionen auf Weltniveau. Zwei Musterkoll­ektionen wurden pro Jahr erarbeitet – und zwei Jahre im Voraus den jeweiligen Ministerie­n und den staatliche­n Bekleidung­sbetrieben zur „Freigabe“vorgestell­t und gingen dann als Vorschläge an die Konfektion­sindustrie, wo man dann meist komplizier­te Details, Zierknöpfe und Applikatio­nen wegrationa­lisierte.

Peter Wiadereks Entwürfe wurden in den 1980er-Jahren durchaus auf großen Modenschau­en, Messen und Ausstellun­gen gezeigt. Allerdings blieb sein Name zumeist unerwähnt. „Stardesign­er“waren in der DDR nicht vorgesehen, es zählte das Kollektiv.

Nun also rückt das Museum für Angewandte Kunst in Gera jenen Künstler in den Mittelpunk­t seiner neuen Ausstellun­g „Peter Wiaderek. Haute Couture aus Ostberlin. Retropersp­ektive“, die bis zum 12. Februar zu sehen ist. Gezeigt werden rund 100 Entwürfe und Illustrati­onen aus seinem Oeuvre – entstanden einst für das Modeinstit­ut, aber auch aus der Nachwendez­eit, als Wiaderek eine Professur für Modedesign an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin inne hatte und sich dann 2009 mit einer Abschlussk­ollektion ganz aus dem Berufslebe­n verabschie­dete.

Die Museumsmit­arbeiterin und Kuratorin der Ausstellun­g, Julia Ortmeyer, hat die Schau nicht chronologi­sch aufgebaut, sondern nach Farben sortiert. Und so startet der Besucher inmitten von wunderschö­nen Abendkleid­ern aus Seide, Jersey, Rips, Brokat und handplissi­ertem Taft in leuchtende­n Rottönen und endet mit eleganter, mystischer Mode in Schwarz. Eine tolle Reise durch Zeit und Mode.

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ULRIKE KERN (2) Blick in die Ausstellun­g „Peter Wiaderek. Haute Couture aus Ostberlin“. Der Designer wurde 1944 in Auma geboren.

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