Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Endlich wieder ein Lichtermeer
Die 50. Martinsfeier auf dem Domplatz lockt zehntausende Erfurter vor den Dom
Erfurt. Der Domplatz getaucht ins Licht Tausender Lampions. Das hat es so seit drei Jahren nicht mehr gegeben. Doch diese Martini-Feier zeigt, die Tradition ist bei Erfurter Familien beliebt und ungebrochen. Trockenes und im Vergleich zu anderen Jahren recht mildes Wetter taten ihr übriges dazu, dass sich der Domplatz schon mit Eintreten der Dunkelheit nach und nach mit Lampion-tragenden Kindern füllte.
Gottesdienst im Zeichen des Heiligen Martins und Luthers
Feierliche Stimmung kommt auf als die Gloriosa – die Glocke des Erfurter Domes – den Gottesdienst einläutet und Lieder angestimmt werden. In einer Spielszene trifft der Heilige Martin auf Luther, beide blicken auf „50 Jahre Martini ökumenisch“in Erfurt zurück. Nachdenklich macht das Friedensgebet, bei dem der Blick in die Ukraine geht.
Schon seit dem Nachmittag steht Peter Jahr auf dem Domplatz. Und das schon wieder gelassen. Denn trotz der kurzen Zeit für die Planung ist der Martini-Markt pünktlich
von Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) eröffnet worden. „Jetzt kommen die Kinder von der Schule, schnappen sich ihre Eltern und kommen her“, sagt Jahr, als die Sonne untergeht. Bratwurst, Crêpe- und Getränkestände, ein Hüpfburgen-Parcours und weitere Kinderbelustigungen stehen für alle bereit, die sich schon auf die Feier unterhaltsam einstimmen wollen.
In einem Verkaufswagen von Heberer Feinbäcker steht Frank Krüger mit einer Kollegin. 4500 Martinskämme
liegen bereit. „Heute wird es nicht leicht, alle zu verkaufen“, sagt Krüger, der seit vielen Jahren das süße Teilchen anbietet. Früher sei er der einzige Anbieter gewesen. Da war die Schlange stets lang.
Ein buntes Programm bietet sich auf der kleinen Bühne des Marktes, der wieder die rechte Seite des Domplatzes belegt, aber die Fläche vor den Domstufen freilässt. Hier ist nach 16 Uhr ein kleines Stück des „Theaters im Palais“zu sehen. „Ist das noch Oktoberfest oder schon
Weihnachtsmarkt“, fragt da ein verschlafender Geselle. Kriegt aber aus Kindermund ein lautes „Martini“entgegengeschmettert. Für den Abend war hier sogar noch ein musikalischer Kehraus angesetzt.
Bis zum Abschluss der ökumenischen Feier gingen noch viele Martinskämme über den Ladentisch. Auch als Stärkung für die Jungen und Mädchen, die sich anschließend auf den Weg machten – um von Haustür zu Haustür zu gehen und Lieder zu singen.