Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Neue Ideen für Traditionen und Formate
Die 30. Jüdisch-Israelischen Kulturtage feiern Abschluss in der Zentralheize. Programmleiter Johannes Gräßer freut sich aufs nächste Frühjahr
Mit den 30. Jüdisch-Israelischen Kulturtagen geht nicht nur ein Festival zu Ende, sondern auch ein Testphase. Johannes Gräßer, der seit einem Jahr für die Leitung des Festivals zuständig ist, blickt besonders aufmerksam auf die beiden Festival-Teile im Frühjahr und nun im Herbst zurück. „Ich bin froh, wie sich alles entwickelt hat. Wir haben uns zu Beginn vorgenommen, auf die letzten 30 Jahre zu schauen, wo wir mittlerweile stehen und wie es in Zukunft weitergehen soll“.
Das Ergebnis dieses gründlichen Resümees konnte sich bereits beim ersten Anlauf sehen lassen. So wurde die Zweiteilung der Kulturtage mit einer Hälfte im März und der zweitem im Herbst vom Publikum gut aufgenommen.
„Jetzt im November waren wir in acht Tagen in neun Städten und hatten mehr als 30 Veranstaltungen, da ist man besonders froh, wenn alles klappt“, wie Gräßer kurz vor dem finalen Konzert in der Zentralheize am Donnerstagabend sagt.
Insgesamt waren es knapp 70 Lesungen, Rundgänge und Konzerte, die laut dem Programmleiter eine Auslastung von mehr als 80 Prozent hatten. Wie auch bei anderen Konzertreihen und Kulturfestivals sei auch hier die Entwicklung zu beobachten, dass die Gäste nach zwei Jahren pandemiebedingter Veranstaltungspause nicht mehr im gleichen Maße auf den Zuschauerstühlen sitzen, wie vor Corona. Umso größer ist jedoch die Freude und Motivation, dass die Jüdisch-Israelischen Kulturtage doch so breite Resonanz durch volle Publikumssäle bekommen haben.
Der März wird zum Freudenmonat
„Wir schauen uns das Judentum mit dem Blick der Gegenwart an und wollen damit auch nicht nur unterhalten, sondern eben auch jüdische Themen vermitteln. Dafür haben wir dann auch Kochkurse und Kreativtage mit im Programm“, so Gräßer.
Am letzten Tag des Festivals geht der Blick sogar schon voraus ins nächste Jahr. Denn 2022 war ein Testlauf, wie Konzerte und Co. im Frühjahr ankommen. Nachdem dieser Test für die Organisatoren erfolgreich verlief, sollen die Kulturtage ab 2023 immer im März zwischen Purim und Pessach stattfinden. „Das sind zwei freudig gestimmte Feiertage, wodurch der März zum Freudenmonat wird. Das passt doch gut“, denkt der Programmleiter und hat mit dem 8. bis 23. März 2023 direkt die Eckdaten für die 31. Auflage der Jüdisch-Israelischen Kulturtage parat.
Die Terminfülle der knapp 70 Veranstaltungen wird das Festival allein durch seine Reduktion auf einen Jahreshöhepunkt nicht halten können. Das hindert Gräßer jedoch nicht, über weitere Neuheiten nachzudenken. „Wir wollen in die Breite gehen und eher auf diese Weise eins drauf setzen, als mit einer steten Erhöhung von Terminen. Es soll Workshops und ausgefallenere Formate geben. Und in Erfurt planen wir Auftritte im öffentlichen Raum, um sichtbarer zu sein und das Stadtgebiet zu beleben.
Mit dem Nigun-Quartett steht sogar der Eröffnungs-Act für das nächste Festival fest. Die Musiker aus Israel werden in einem Workshop chassidische Musik nach Erfurt bringen.