Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
In Gedenken an Verstorbene
Die stillen Tage im November
Der November ist der Monat der Totengedenktage oder wird auch Trauermonat genannt. Dann gedenken wir unseren Verstorbenen in verschiedener Weise. Dafür suchen viele Menschen den Friedhof auf und richten die Gräber ihrer Verstorbenen für den Winter her. Sie schmücken sie mit Grabgestecken, Kerzen, Blumen und Tannenreisig. Darüber hinaus gibt es zu den Gedenktagen auch traditionelle Rituale, die still oder in der Öffentlichkeit vollzogen werden.
Gedenktage
Zum Trauermonat November gehören die Gedenktage Allerheiligen und Allerseelen im Kirchenjahr der katholischen Kirche, die am 1. bzw. am 2. November bereits begangen wurden. Es folgt der Volkstrauertag – immer am zweitletzten Sonntag vor dem ersten Advent, in diesem Jahr also am 13. November. Der Totensonntag, auch Ewigkeitssonntag genannt, wird am letzten Sonntag vor dem ersten Advent begangen, also am 20. November 2022.
Volkstrauertag
Der bundesweite Volkstrauertag ist ein staatlicher Gedenktag für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Er wurde einst als Ehrentag für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in der Weimarer Republik eingeführt.
Seit den 1950er-Jahren wird der Tag in der Bundesrepublik und seit Anfang der 1990er-Jahre auch in den neuen Bundesländern wieder als Trauertag begangen. In den meisten Bundesländern sind seine Inhalte gesetzlich allerdings nicht festgelegt, so dass sich der Fokus bei den Feierlichkeiten über die Jahre immer wieder verändert hat.
So wurde von den 1950er- bis in die 1980er-Jahre vor allem um die gefallenen deutschen Soldaten getrauert. Später rückten die Opfer des Nationalsozialismus in den Mittelpunkt. Heute wird allgemein der Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Terror gedacht und auch verstärkt auf aktuelle Entwicklungen Bezug genommen.
Am Volkstrauertag finden in vielen Städten und Gemeinden des Landes eigene Gedenkstunden und Kranzniederlegungen an öffentlichen Plätzen und Gebäuden statt. Flaggen an öffentlichen Plätzen und Gebäuden
wehen auf halbmast und mahnen der Toten.
Totensonntag
Der Totensonntag, auch Ewigkeitssonntag genannt, ist ein Gedenktag der evangelischen Kirche, an dem die Gläubigen ihrer Verstorbenen gedenken.
Er wurde 1816 vom preußischen König Friedrich Wilhelm
III. unter dem Eindruck der napoleonischen Befreiungskriege und des Todes der 1810 verstorbenen Königin Luise eingeführt. Vielleicht auch aus dem Grunde, weil bis dato ein Feiertag zum Totengedenken im evangelischen Kirchjahr fehlte.
Üblicherweise werden an diesem Tag die Namen der Verstorbenen aus dem vergangenen Kirchenjahr im evangelischen Gottesdienst verlesen. Dazu gibt es in manchen Gemeinden auch Gottesdienste in der Friedhofskapelle.
Aber auch konfessionslose Menschen nehmen diesen Feiertag zum Anlass, ihre Verstorbenen auf dem Friedhof zu besuchen und die Gräber mit Trauergestecken und anderem Grabschmuck zu verzieren. Der Volkstrauertag, wie auch der Totensonntag sowie andere Gedenktage und kirchliche Feiertage, ist ein stiller Feiertag, an dem öffentliche Tanz- und Sportveranstaltungen laut Gesetz verboten sind. Trotzdem wird das sogenannte „Tanzverbot“in allen Bundesländern unterschiedlich streng eingehalten. In Berlin und Bremen gilt es beispielsweise nur bis 21 Uhr, und auch Brandenburg und Hamburg haben die offizielle Anwendung in den letzten Jahren gelockert.
Die Regelungen für stille Feiertage sind in den Feiertagsgesetzen der Bundesländer festgelegt. Sie können bei den Bürgerämtern nachgefragt werden. Private Feiern sind am Totensonntag übrigens kein Problem, auch Restaurants haben normal geöffnet.
www.november.de/str