Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Nun zählt’s
Potsdams Lehrstunde ist für Natalie Wilczek und Schwarz-Weiß abgehakt. Im Pokal soll’s besser laufen
Erfurt. Den Eisbeutel packte sie nur zur Vorsorge auf den schon verheilten Knöchel. Die deutliche Niederlage gegen den Heimatverein schien auch sonst keine Wunden bei Natalie Wilczek hinterlassen zu haben. Zeit bleibt für die Erfurter Mittelblockerin und ihr Schwarz-Weiß-Team sowieso nicht, lange das 0:3 (-15, -23, -18) vom Mittwoch mit sich herumzutragen. Am Freitag steht die nächste Aufgabe ins Haus. Straubing heißt sie. Die Chancen stehen gut, zum vierten Mal ins Viertelfinale um den DVV-Pokal einzuziehen.
„Straubing hat nicht so einen starken Kader wie Potsdam. Aber die Mannschaft fightet um jeden Ball. Wir müssen schauen, dass wir gut ins Spiel kommen“, richtete Natalie Wilczek am Mittwoch sogleich den Blick nach vorn. Die Sehnsucht ist groß, nach drei Niederlagen in der Liga einen Erfolg feiern zu können.
Fürs Selbstwertgefühl wäre es ein Extraschub gewesen, hätten die Erfurterinnen dem Favoriten Potsdam nach den 1:3-Niederlagen in den zwei zurückliegenden Jahren wiederum zumindest einen Satz streitig machen können. Zum Leidwesen nicht nur von Wilczek aber schaffte es ihre Mannschaft nicht, die Sieben-Punkte-Führung (14:7) lange genug zu behaupten. Begünstigt durch zwei Annahmefehler, glich Potsdam zum 19:19 aus und machte nach abgewehrtem Satzball durch eine Finte von Sarah van Aalen den zweiten Durchgang sicher.
„Schade. Ich glaube, es wäre traumhaft gewesen“, meinte Wilczek zur verpassten Chance, den Supercup-Sieger etwas mehr zu kitzeln. „Aber wir wissen, dass wir gegen das derzeit stärkste Team in Deutschland gespielt haben.“
Die 22-Jährige kennt die Qualität des vorjährigen Vizemeisters aus
erster Hand. In Schwedt wuchs sie auf, trainierte dort. Über das Volleyballzentrum Uckermark ging es mit 14 zum SC Potsdam. Nach fünf Jahren im Bundesliga-Kader hofft die ausgebildete Erzieherin in Erfurt nun, bei mehr Spielpraxis einen nächsten Schritt gehen zu können.
Das Duell gegen ihre früheren Mitspielerinnen ist schwer wie lehrreich gewesen. „Keine Spielerin greift so schnell an wie Maja Savic“, meinte die Brandenburgerin etwa über die Güte der serbische Mittelblockerin. Mit Laura Emonts und Anett Nemeth stand sie für Stabilität. Und für eine Angriffswucht, gegen
die es für die Schwarz-Weißen kaum ein Ankommen gab.
„Uns hat etwas die Durchschlagskraft gefehlt, aber auch ein wenig die Geduld“, räumte Natalie Wilczek ein. Sie bezog sich vor allem auf die nicht genutzte Chance im zweiten Satz. Die beiden anderen Sätze gestaltete Potsdam souverän.
Am effizientesten bei SchwarzWeiß zeigte sich Demi Korevaar. Die niederländische Mittelblockerin verwertete die Hälfte ihrer Angriffe. Nach dem Münsterspiel durfte sie sich wieder über Silber freuen. Gold für die beste Spielerin der Partie ging an Zuspielerin van Aalen.
Potsdams ist kein Gradmesser für die Erfurter Mannschaft gewesen. Im Neuaufbau will jeder Schritt erarbeitet werden. Gerade auch für Natalie Wilczek. Die 1,85 m große Mitte-Spielerin hatte sich in der Vorbereitung eine Außenbandverletzung im Knöchel zugezogen.
Die Frage, die Trainer Konstantin Bitter in erster Linie bewegt, ist, wie lange seine Mannschaft braucht, um das aufs Feld zu bringen, was nötig ist, um in der Liga erfolgreich zu sein. Nach der Tiebreak-Niederlage bei Münster hatte sie gegen Potsdam „nichts zu verlieren“. Gegen Straubing aber zählt’s schon mal.