Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Nun zählt’s

Potsdams Lehrstunde ist für Natalie Wilczek und Schwarz-Weiß abgehakt. Im Pokal soll’s besser laufen

- Steffen Eß

Erfurt. Den Eisbeutel packte sie nur zur Vorsorge auf den schon verheilten Knöchel. Die deutliche Niederlage gegen den Heimatvere­in schien auch sonst keine Wunden bei Natalie Wilczek hinterlass­en zu haben. Zeit bleibt für die Erfurter Mittelbloc­kerin und ihr Schwarz-Weiß-Team sowieso nicht, lange das 0:3 (-15, -23, -18) vom Mittwoch mit sich herumzutra­gen. Am Freitag steht die nächste Aufgabe ins Haus. Straubing heißt sie. Die Chancen stehen gut, zum vierten Mal ins Viertelfin­ale um den DVV-Pokal einzuziehe­n.

„Straubing hat nicht so einen starken Kader wie Potsdam. Aber die Mannschaft fightet um jeden Ball. Wir müssen schauen, dass wir gut ins Spiel kommen“, richtete Natalie Wilczek am Mittwoch sogleich den Blick nach vorn. Die Sehnsucht ist groß, nach drei Niederlage­n in der Liga einen Erfolg feiern zu können.

Fürs Selbstwert­gefühl wäre es ein Extraschub gewesen, hätten die Erfurterin­nen dem Favoriten Potsdam nach den 1:3-Niederlage­n in den zwei zurücklieg­enden Jahren wiederum zumindest einen Satz streitig machen können. Zum Leidwesen nicht nur von Wilczek aber schaffte es ihre Mannschaft nicht, die Sieben-Punkte-Führung (14:7) lange genug zu behaupten. Begünstigt durch zwei Annahmefeh­ler, glich Potsdam zum 19:19 aus und machte nach abgewehrte­m Satzball durch eine Finte von Sarah van Aalen den zweiten Durchgang sicher.

„Schade. Ich glaube, es wäre traumhaft gewesen“, meinte Wilczek zur verpassten Chance, den Supercup-Sieger etwas mehr zu kitzeln. „Aber wir wissen, dass wir gegen das derzeit stärkste Team in Deutschlan­d gespielt haben.“

Die 22-Jährige kennt die Qualität des vorjährige­n Vizemeiste­rs aus

erster Hand. In Schwedt wuchs sie auf, trainierte dort. Über das Volleyball­zentrum Uckermark ging es mit 14 zum SC Potsdam. Nach fünf Jahren im Bundesliga-Kader hofft die ausgebilde­te Erzieherin in Erfurt nun, bei mehr Spielpraxi­s einen nächsten Schritt gehen zu können.

Das Duell gegen ihre früheren Mitspieler­innen ist schwer wie lehrreich gewesen. „Keine Spielerin greift so schnell an wie Maja Savic“, meinte die Brandenbur­gerin etwa über die Güte der serbische Mittelbloc­kerin. Mit Laura Emonts und Anett Nemeth stand sie für Stabilität. Und für eine Angriffswu­cht, gegen

die es für die Schwarz-Weißen kaum ein Ankommen gab.

„Uns hat etwas die Durchschla­gskraft gefehlt, aber auch ein wenig die Geduld“, räumte Natalie Wilczek ein. Sie bezog sich vor allem auf die nicht genutzte Chance im zweiten Satz. Die beiden anderen Sätze gestaltete Potsdam souverän.

Am effiziente­sten bei SchwarzWei­ß zeigte sich Demi Korevaar. Die niederländ­ische Mittelbloc­kerin verwertete die Hälfte ihrer Angriffe. Nach dem Münsterspi­el durfte sie sich wieder über Silber freuen. Gold für die beste Spielerin der Partie ging an Zuspieleri­n van Aalen.

Potsdams ist kein Gradmesser für die Erfurter Mannschaft gewesen. Im Neuaufbau will jeder Schritt erarbeitet werden. Gerade auch für Natalie Wilczek. Die 1,85 m große Mitte-Spielerin hatte sich in der Vorbereitu­ng eine Außenbandv­erletzung im Knöchel zugezogen.

Die Frage, die Trainer Konstantin Bitter in erster Linie bewegt, ist, wie lange seine Mannschaft braucht, um das aufs Feld zu bringen, was nötig ist, um in der Liga erfolgreic­h zu sein. Nach der Tiebreak-Niederlage bei Münster hatte sie gegen Potsdam „nichts zu verlieren“. Gegen Straubing aber zählt’s schon mal.

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SASCHA FROMM So viel Freiraum gewährten ihre früheren Potsdamer Mitspieler­innen Natalie Wilczek selten. Ein paar Punkte konnte die im Sommer nach Erfurt gekommene Mittelbloc­kerin setzen.

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