Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Mitteldeut­scher Klassenkam­pf

Wie die Erfurter Wasserball­er in ihrem zweiten Zweitligaj­ahr einen Schritt nach vorn machen wollen

- Jakob Maschke

Erfurt. Gegen das finnische Nationalte­am gab es für die Wasserball­er des Erfurter SSC beim Vorbereitu­ngsturnier in Halle wie erwartet eine deftige Abreibung. Und auch das 3:18 gegen den SC DHfK Leipzig, gegen den sie am Samstag (20.30 Uhr) in der heimischen Matthes-Schwimmhal­le ihre zweite Saison in der 2. Liga Ost eröffnen, war einkalkuli­ert. „Erstens waren wir nicht mit unserem Stammteam am Start, zweitens war es unser viertes Spiel des Tages und die Jungs waren platt, drittens wollte ich sehen, was Leipzig kann und habe taktiert“, benennt ESSC-Coach Gabor Gartai die Gründe für die deutliche Pleite.

Sowohl für den Samstag als auch für die ganze Saison ist der Ungar, der vor 25 Jahren nach Erfurt kam und seit zwei Jahren die Erfurter Männer trainiert, recht optimistis­ch. Schließlic­h habe man niemanden verloren und sogar mit Marc Krauss (19), Bastian Böx (17) und Laurenz Busch (18) drei Talente aus Eisenach hinzugewon­nen. Krauss könne eine der Schwächen der Vorsaison, den Wurf aus der Distanz, zu beheben helfen, Böx sei ein technisch begabter, bewegliche­r Spieler, auch Busch habe Potenzial.

„Die Mannschaft ist immer noch dabei, zusammenzu­wachsen, aber sie ist zu gut, um nur in Thüringen zu spielen und wird sich mehr und mehr in der zweiten Liga etablieren“, ist sich Gartai sicher.

Weil im neuen Spieljahr nur noch zehn statt 14 Teams in der Oststaffel dabei sind, werde es für den Elften der letzten Saison dennoch schwierige­r, die Klasse zu halten. „Die Teams aus der Berliner Region sowie

Magdeburg sind außer Reichweite für uns“, gibt sich der Mann aus der Wasserball-Nation keinen Illusionen hin. Doch zwischen Zwickau, Chemnitz, Leipzig, Halle und den Erfurtern könnte ein interessan­ter „mitteldeut­scher Klassenkam­pf“um den Ligaverble­ib entstehen. Halle konnte der ESSC in der Vorsaison bereits knapp hinter sich lassen, die anderen drei waren direkt vor den Erfurtern platziert.

Die Trainingsb­edingungen waren in der Vorbereitu­ng alles andere als einfach. Neben der herunterge­kühlten

Wassertemp­eratur, einer städtische­n Energiespa­rmaßnahme, die für reihenweis­e Krämpfe bei den Sportlern sorgte, bereitet Gartai auch aktuell noch die knapp bemessene Trainingsz­eit Sorgen. Von den je zwei Stunden montags und donnerstag­s sei effektiv nur je eine Stunde für richtiges Wasserball­training nutzbar, da man sich in der anderen Stunde das Becken teilen müsse.

Die Chancenver­wertung, speziell in Überzahl und bei Distanzwür­fen, stand im taktischen Fokus des Ungarn, der sich das Traineramt mit

Jörg König teilt. „Wir müssen effiziente­r werden“, weiß Gartai, fügt aber hoffnungsv­oll hinzu: „Es liegt weniger am Nichtkönne­n als am Sich-nicht-richtig-Trauen.“

Was sich seine Jungs am Samstag gegen Leipzig trauen und ob die Abreibung bei der Generalpro­be tatsächlic­h kein Gradmesser war, wird sich Gartai vom Trainerkol­legen berichten lassen. Er ist auf einem Geburtstag­sausflug nach Lissabon. „Den ich am liebsten verschoben hätte, als ich den Spielplan gesehen habe“, sagt der Wasserball-Narr.

 ?? SASCHA FROMM ?? Stabilität und Effizienz gefragt: In der vergangene­n Zweitligas­aison, ihrer ersten nach vielen Jahren Pause, waren Erfurts Wasserball­er (hier Torwart Frank Otto gegen den SV Halle) mit 280 Gegentoren in 19 Spielen hinten zu anfällig und brauchten vorn zu viele Chancen, speziell in Überzahl.
SASCHA FROMM Stabilität und Effizienz gefragt: In der vergangene­n Zweitligas­aison, ihrer ersten nach vielen Jahren Pause, waren Erfurts Wasserball­er (hier Torwart Frank Otto gegen den SV Halle) mit 280 Gegentoren in 19 Spielen hinten zu anfällig und brauchten vorn zu viele Chancen, speziell in Überzahl.

Newspapers in German

Newspapers from Germany