Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

„Land hat Kommunen Steuerausf­älle überkompen­siert“

Rechnungsh­of fordert mehr Haushaltsd­isziplin und eine Rückbesinn­ung auf den vereinbart­en Partnersch­aftsgrunds­atz

- Elmar Otto

Erfurt. Der Rechnungsh­of fordert von den politisch Verantwort­lichen in Thüringen mehr Haushaltsd­isziplin. „Auf der einen Seite haben sich zuletzt die Kommunen zu Lasten des Landeshaus­halts konsolidie­rt. Auf der anderen Seite sanierten sich die Länder zu Lasten des Bundes“, sagt Rechnungsh­ofpräsiden­tin Kirsten Butzke dieser Zeitung. Der obersten Rechnungsp­rüferin Thüringens sind dabei aber besonders die aus ihrer Sicht üppigen Zahlungen des Freistaats an die Kommunen ein Dorn im Auge.

Aufgrund der Folgen der CoronaPand­emie zahlte das Land 2020 erstmals auch Leistungen aus dem neu gegründete­n Corona-Pandemie-Hilfefonds. Ein Großteil entfiel dabei auf die Kompensati­on von Gewerbeste­uerausfäll­en (knapp 268 Millionen Euro). Allerdings nahmen die Kommunen lediglich 120 Millionen weniger ein als in Vorkrisenz­eiten. Damit habe „das Land den Kommunen ihre Steuerausf­älle überkompen­siert“, moniert der Rechnungsh­of.

Krisenbedi­ngte Aufstockun­gen führten 2022 sogar dazu, dass der Behörde zufolge zwischen den Ausgleichs­zahlungen und dem tatsächlic­h von der Revision ermittelte­n Ergebnis eine Differenz von mehr als 350 Millionen Euro „zu Gunsten der Kommunen“bestand.

„Der Idee des Partnersch­aftsgrunds­atzes zu Trotz, nach dem Land und Kommunen gleicherma­ßen an der Einnahmela­ge beteiligt werden, sind Gemeinden, Städte und Landkreise besser gestellt worden. Es fehlt, dass nach dem Ende einer Krise spitz abgerechne­t wird“, sagt Butzke.

Die Höhe der Zahlungen des Landes an die Kommunen und die Reform des zugrundeli­egenden Finanzausg­leichs sind ein Dauerthema in der Auseinande­rsetzung zwischen der rot-rot-grünen Minderheit­skoalition und der Opposition. Vor allem die CDU-Fraktion fordert mehr Geld für die Kommunen.

Die Regierung hatte dem Landtag im September einen Haushalt für 2023 mit Rekordausg­aben von 12,8 Milliarden Euro vorgelegt. Das sind fast 900 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Jüngst hatten sich Linke, SPD, Grüne und CDU zudem auf ein Sonderverm­ögen von 407 Millionen Euro zur Bewältigun­g der Energiekri­se verständig­t. Damit soll

Kommunen, Vereine und Unternehme­n geholfen werden.

Der Linke-Abgeordnet­e Sascha Bilay fordert angesichts der im Raum stehenden Summen mehr Zurückhalt­ung der Kommunen. Im Schnitt hätten diese in den vergangene­n beiden Jahren ein Plus von je 330 Millionen Euro verbuchen können. Das sei genau die Summe der von der Unionsfrak­tion im aktuellen Etat durchgeset­zten globalen Minderausg­abe. „Wir im Landtag hauen uns die Köpfe ein. Und gleichzeit­ig haben die Kommunen in Krisenzeit­en derartige Überschüss­e erwirtscha­ftet. Das muss man auch mal einfach zur Kenntnis nehmen“, sagt Bilay.

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MARTIN SCHUTT / DPA Kirsten Butzke, Präsidenti­n des Rechnungsh­ofs, hat ein waches Auge auf die die Ausgaben des Landes.

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