Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Weniger Thüringer in der Schuldenfalle
Experten rechnen mit wachsenden Problemen durch Inflation
Erfurt/Neuss. Die Zahl der überschuldeten Privatleute in Thüringen ist nach dem „Schuldneratlas 2022“der Wirtschaftsauskunftei Creditreform während der Corona-Pandemie gesunken. Nach den am Dienstag veröffentlichten Daten verringerte sich der Anteil der überschuldeten Verbraucher an der Bevölkerung im Freistaat von 9,14 Prozent im Jahr 2020 auf 8,08 Prozent in diesem Jahr.
Der Anteil der überschuldeten Verbraucher ist danach nur in den wirtschaftsstarken Ländern Bayern und Baden-Württemberg niedriger als in Thüringen mit Werten von derzeit 6,05 beziehungsweise 6,95 Prozent. Der Deutsche Durchschnitt bei der sogenannten Schuldnerquote wurde von Creditreform mit 8,48 Prozent angegeben.
Allerdings drohe vielen Verbrauchern nach Ansicht der Finanzexperten spätestens 2023 ein „Nachzahlungsschock“bei den Energieund Heizkosten, hieß es. Die Folge dürfte ein Anstieg der Zahlungsausfälle sein, die zum Teil direkt in die Überschuldung führen, erklärte ein Sprecher von Creditreform.
Laut „Schuldneratlas 2022“gelten derzeit rund 150.000 Menschen in Thüringen als überschuldet. Finanzexperten verweisen darauf, dass die Verbraucher während der Corona-Krise weniger Zahlungsverpflichtungen eingegangen sind – das wirke in diesem Jahr noch nach.
Als überschuldet gelten Verbraucher, bei denen die laufenden Einnahmen nicht ausreichen, damit sie ihren finanziellen Verpflichtungen auf Dauer nachkommen können.
In Deutschland fiel die Zahl der überschuldeten Menschen laut Creditreform in diesem Jahr auf ein Rekordtief. Allerdings rechnet die Wirtschaftsauskunftei angesichts der aktuellen Preisexplosionen schon bald mit einer spürbaren Verschlechterung der Situation.