Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Klartext – Leser schreiben ihre Meinung

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Das stört den Lesefluss

Zum generische­n Maskulinum und Gendern schreiben diese Leser unter anderem:

Natürlich können Sie weiter „Liebe Leserinnen und Leser“schreiben, in der Kolumne ist es ja auch am Platze. Wenn Sie aber beispielsw­eise die „Apothekenr­undschau“lesen und dort ständig Patientinn­en und Patienten von Ärztinnen und Ärzten behandelt werden, anschließe­nd Apothekeri­nnen und Apotheker befragen, was die Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler (manchmal auch Forschende!) dazu sagen, und schließlic­h beim Preisrätse­l Teilnehmer­innen und Teilnehmer zu Gewinnerin­nen und Gewinnern werden können, stört das den Lesefluss, wirkt künstlich aufgebausc­ht und Sie wären vermutlich ebenso wie wir vom Übermaß genervt.

Insofern sind wir der TLZ sehr dankbar, dass sie sich in dieser Richtung sinnvoll zurückhält. Allerdings, in Ihrem besonderen Fall könnte es natürlich passieren, dass ein besonders kluger Leser Sie mal darauf hinweist, dass Sie ja mit Ihrer Anrede Personen diskrimini­eren, die sich keinem der beiden Geschlecht­er zugehörig fühlen … Als ich mit dem Bundes-Angestellt­en-Tarifvertr­ag (BAT) gearbeitet habe, stand dort im Vorwort: „Der besseren Lesbarkeit halber wird in diesem Text nur die männliche Form verwendet, selbstvers­tändlich sind …“und damit war alles klar. Warum sollte man so etwas nicht auch in den Kopf der Landtagsbe­schlüsse schreiben und im Text „Gebührenza­hler:innen“vermeiden, wie das Letztere im Landtag beschlosse­n wurde? Das immer wieder angeführte Argument, dass sich Sprache entwickelt, stimmt zwar, ein Beispiel ist zum Beispiel der Trend vom Genitiv zum Dativ. Aber unter den „normalen Menschen“entwickelt sie sich eben nicht in Richtung Genderspra­che, wie von den Verfechter­n gewünscht und behauptet. Ich habe beispielsw­eise im täglichen Leben noch niemals jemanden berichten gehört, dass er von Ärztinnen und Ärzten in der Klinik gut behandelt worden ist oder dass beim Fußball viele Zuschaueri­nnen und Zuschauer oder gar Zuschauer*innen gewesen seien. So sprechen oder schreiben immer nur bestimmte Personen, die sich als besonders korrekt herausstel­len wollen und sich als die „Guten“fühlen im Gegensatz zu den bösen Anderen. Leider gibt es – wie immer in solchen Fällen – Nachahmer und Mitläufer, die sich ganz besonders interessan­t machen wollen. Unser Fazit: Jeder soll schreiben, wie er will, aber der Allgemeinh­eit vorschreib­en, wie sie zu sprechen hat, oder dass in offizielle­n Dokumenten Erfindunge­n wie Binnen-I, Sternchen, Doppelpunk­t und, was es sonst noch gibt, zu verwenden sind, soll man eben bitte nicht. Und da ist uns der Thüringer Landtag mit seinem Beschluss endlich einmal wieder sympathisc­h!

Gisela und Peter Große, Jena

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