Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Violinkonz­ert als ungeeignet­es Lehrstück

Staatskape­lle Weimar spielt Werke von Vollmer und Brahms

- Philipp Etzel

Weimar. Das 3. Sinfonieko­nzert der Staatskape­lle Weimar am Montagaben­d begann als überaus freundscha­ftliche Angelegenh­eit. Ludger Vollmer schrieb für Gernot Süßmuth, einen Freund und langjährig­er Konzertmei­ster der Staatskape­lle, ein Violinkonz­ert, das unter Dominik Beykirch, DNT-Chefdirige­nt Musiktheat­er, uraufgefüh­rt wurde.

Vollmer hat mit seinen vielen Opern Aufsehen erregt. Durchaus sozialkrit­isch und aktuell schreibt er immer auch mit dem Ziel, Jugendlich­en Sinn und Wesen dieser Kunst nahezubrin­gen. In seinem viersätzig­en Violinkonz­ert war die Grundidee, jedem Satz eine andere Kompositio­nstechnik aus der Musikgesch­ichte zugrunde zu legen.

So bediente sich etwa der 4. Satz des Concerto Grossos, einer barocken Technik des Abwechseln­s verschiede­n großer Instrument­algruppen. Nun wurden solcherlei Gedankensp­ielchen jedoch kompositio­nstragend ausgeweite­t und dabei mit moderner Melodik und Harmonik ausgearbei­tet. Die kompositor­ische Anlage erschloss sich also doch nur dem Kenner, jeder andere musste sich wundern, welch musikalisc­her Sinn einem Cembalo und drei Blockflöte­n im 4. Satz entlockt werden sollte.

Süßmuths hinreißend­es und fesselndes Geigenspie­l legte sich dann durchaus distanzier­t auf die stark rhythmisie­rte Kompositio­n, die Dominik Beykirch mit der notwendige­n Präzision dirigierte. Doch der Mangel an musikalisc­her Eigenständ­igkeit, hervorgeru­fen durch allzu konkretes inhaltlich­es Denken, blieb leider bestehen; Vollmers Violinkonz­ert bleibt ein Lehrstück, ist als solches letztlich aber ungeeignet.

Es folgte die 2. Sinfonie von Johannes Brahms, deren immanente Logik von Beykirch hervorrage­nd verklangli­cht wurde. Wenngleich der Mut zum Ausbruch bisweilen fehlte, bewies die Staatskape­lle feinstes Stimmengef­ühl und Spaß an der Phrase – Kriterien, die auch heute noch gültig sein können.

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