Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Violinkonzert als ungeeignetes Lehrstück
Staatskapelle Weimar spielt Werke von Vollmer und Brahms
Weimar. Das 3. Sinfoniekonzert der Staatskapelle Weimar am Montagabend begann als überaus freundschaftliche Angelegenheit. Ludger Vollmer schrieb für Gernot Süßmuth, einen Freund und langjähriger Konzertmeister der Staatskapelle, ein Violinkonzert, das unter Dominik Beykirch, DNT-Chefdirigent Musiktheater, uraufgeführt wurde.
Vollmer hat mit seinen vielen Opern Aufsehen erregt. Durchaus sozialkritisch und aktuell schreibt er immer auch mit dem Ziel, Jugendlichen Sinn und Wesen dieser Kunst nahezubringen. In seinem viersätzigen Violinkonzert war die Grundidee, jedem Satz eine andere Kompositionstechnik aus der Musikgeschichte zugrunde zu legen.
So bediente sich etwa der 4. Satz des Concerto Grossos, einer barocken Technik des Abwechselns verschieden großer Instrumentalgruppen. Nun wurden solcherlei Gedankenspielchen jedoch kompositionstragend ausgeweitet und dabei mit moderner Melodik und Harmonik ausgearbeitet. Die kompositorische Anlage erschloss sich also doch nur dem Kenner, jeder andere musste sich wundern, welch musikalischer Sinn einem Cembalo und drei Blockflöten im 4. Satz entlockt werden sollte.
Süßmuths hinreißendes und fesselndes Geigenspiel legte sich dann durchaus distanziert auf die stark rhythmisierte Komposition, die Dominik Beykirch mit der notwendigen Präzision dirigierte. Doch der Mangel an musikalischer Eigenständigkeit, hervorgerufen durch allzu konkretes inhaltliches Denken, blieb leider bestehen; Vollmers Violinkonzert bleibt ein Lehrstück, ist als solches letztlich aber ungeeignet.
Es folgte die 2. Sinfonie von Johannes Brahms, deren immanente Logik von Beykirch hervorragend verklanglicht wurde. Wenngleich der Mut zum Ausbruch bisweilen fehlte, bewies die Staatskapelle feinstes Stimmengefühl und Spaß an der Phrase – Kriterien, die auch heute noch gültig sein können.