Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Strecken für Mountainbiker im Tannenwäldchen
Neues Areal soll den Steiger beruhigen und Konflikte zwischen Radfahrern und Erholungssuchenden mindern
Erfurt. Sind schnelle Abfahrten mit dem Mountainbike durch den Steiger ein sinnvoller Sport oder die pure Gefahr für Spaziergänger und Läufer? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Anfang kommendes Jahr soll sie aber hinfällig sein, da in Absprachen zwischen dem Umwelt- und Naturschutzamt der Stadt, dem Forst und der BikerCommunity eine Lösung in Sicht ist. „Wir haben ein Waldstück gesucht, in dem weniger Konflikte zwischen den Nutzern auftreten und im Tannenwäldchen gefunden“, sagt Jens Düring, Abteilungsleiter im Umweltamt. Unterhalb der einstigen Kasernen wären für die Radfahrer vier bis fünf Strecken möglich anzulegen. Für das Waldstück spricht, dass Thüringenforst hier keine großen forstwirtschaftliche Ambitionen hat, des Gebiet eher unattraktiv für Wanderer ist und auch seitens des Naturschutzes keine besonderen Einschränkungen bestünden.
In Absprache mit einem Kern an Mountainbike-Fahrern habe man bereits konkrete Strecken vorgeplant, die von Anfängerniveau bis zu anspruchsvollen Abfahrten unterschiedliche Schwierigkeitsstufen bereit hielten. Auf einem Rundkurs ginge es auch bergauf. Als besonders gut für den inzwischen zwei Jahre währenden Prozess erwies sich laut Düring, dass sich unter den jungen Leuten, die im Steiger unter anderem auf illegal angelegten Bahnen fuhren, sich einige fanden, die als (Ansprech-)Partner zur Verfügung stehen.
Steiger seit Corona-Lockdown stark von Radfahrern frequentiert
Vor allem mit Beginn des ersten Corona-Lockdown war das Mountainbike-Fahren im Steiger stark angestiegen, was Spaziergänger aufbrachte, teils Schäden in der Natur verursachte und leider auch zu folgenschweren Unfällen führte. Gegen Verbote und Rückbauten der Wege durch die Stadtverwaltung gab es aber nachhaltige Proteste von Jugendlichen und Eltern, die den Erholungsraum auch für die Biker einforderten.
Nun ist eine Gruppe der Jugendlichen beim Verein Naturfreunde
Thüringen untergeschlüpft, was aber bürokratische und rechtliche Hürden überspringen ließ, etwa was den Versicherungsschutz betrifft. „Es gibt Erfahrungen aus verschiedenen Forstverwaltungen,
dass durch die Genehmigung abgestimmter Strecken, das unkontrollierbare Befahren im Wald durch Mountainbiker wesentlich abnahm“, heißt es in einem Schreiben des Forstamtes Erfurt-Willrode, im
Vorfeld einer Info-Veranstaltung mit angrenzenden Kleingartenvereinen. Aus letzteren aber kommen verbliebene Bedenken. „Die Belange der Anlieger werden nicht berücksichtigt, insbesondere die Kindergartenkinder
von der Kita ,Am Wäldchen’. Für eine kleine Szene wird der Naturschutz geopfert“, wendet Jens R. Neumann, Vorsitzender des Kleingärtnervereins „Am Wäldchen“ein.
Letzte Bedenken von benachbarten Kleingärtnern
Darauf angesprochen, sagt Jens Düring vom Umweltamt, dass Bedenken durchaus ernst genommen würden. Es soll etwa eine geplante Strecke von der Grenze zur Anlage abgerückt werden. Zudem sollen Absprachen mit den Kindergärten erfolgen, damit sich Kinder und Mountainbiker nicht in die Wege kommen. „Erfahrungsgemäß werden sie aber allein durch unterschiedliche Nutzungszeiten nicht aufeinandertreffen.“
Bis Februar will der Forst nun vor allem noch tote, also wackelige Bäume aus dem Waldstück holen und nahezu gleichzeitig könnten die Radfahrer bereits an ihren Strecken bauen. Für die ersten Abfahrten im Frühjahr.