Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Stiftungsdirektor gerät zusehends in Erklärungsnöte
Führungskrise auf Gothas Friedenstein spitzt sich zu
Gotha. Die Führungskrise um den Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Tobias Pfeifer-Helke, erhält neue Nahrung. Demnach steht die Qualifikation einer zur stellvertretenden Verwaltungschefin beförderten Mitarbeiterin zumindest formal infrage. Pfeifer-Helke ist mit der Mitarbeiterin seit längerer Zeit privat liiert und hat sich nun offen zu seiner Liebe bekannt.
2019 fand er die promovierte Kunsthistorikerin in befristetem Anstellungsverhältnis vor; es wurde im Zuge der Liaison entfristet, im Aufgabenprofil erweitert und mit einer Gehaltserhöhung dotiert (wir berichteten). Die Entscheidung verteidigte Pfeifer-Helke am Freitag mit Hinweis auf einen „Kurs“, der die Vertraute angeblich für die hohe Position in der Stiftungsverwaltung qualifiziere. „Es gibt keine persönliche Vorteilsnahme“, beteuerte er.
Laut Friedenstein-Pressestelle handelt es sich um den modularen Kursus „Museumsmanagement – Weiterbildungsprogramm für Kurator*innen, Kustod*innen und leitende Mitarbeiter*innen von Museen“, den das Weiterbildungszentrum der FU Berlin anbietet. Nach derzeitigem Zuschnitt können Teilnehmer gegen 2990 Euro Gebühr bis zu zehn, teils mehrtägige Module belegen. Indes schließt der Kurs ohne Prüfung und Zeugnis; Absolventen erhalten lediglich ein Teilnahme-Zertifikat. Auf Nachfrage unserer Zeitung hieß es am Dienstag aus Berlin, der Kurs ersetze weder eine einschlägige Berufsausbildung noch ein Fachstudium.
Laut Friedenstein-Pressestelle soll Pfeifer-Helkes Vertraute künftig als Verantwortliche für die Drittmittelverwaltung und stellvertretende Verwaltungsleiterin wirken. Neben dem jährlichen Etat von knapp fünf Millionen Euro sind die Drittmittel der Gothaer Stiftung durch zwei Prestigeprojekte, die bis 2027 mit 28 Millionen bzw. 24,5 Millionen Euro von Bund und Land dotiert sind, stark angewachsen. Weder PfeiferHelke noch Stiftungsratsvorsitzender Knut Kreuch wollten sich am Mittwoch zum Vorgang äußern.