Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Wenn Tester heimlich kosten
Fleischerei Zänker ist vom „Feinschmecker“unter die 500 besten Metzger Deutschlands gewählt
Erfurt. Sie waren im Laden. Heimlich und unerkannt. Die Tester, die sich auf Pirsch durch Deutschland begeben hatten. Um die 500 besten Metzger für die „Feinschmecker“-Ausgabe 2023 ausfindig zu machen. Fündig geworden sind sie auch in Erfurt. In der Marktstraße 39/40. Dort verkauft die Fleischerei Zänker das, was dem Thüringer – und nicht nur dem – ein Pfützchen auf die Zunge zaubert. Und weil es den Testern sehr gemundet haben muss, erklärten sie das Erfurter Familienunternehmen kurzerhand zum Landessieger im Freistaat Thüringen. Der Wiege der guten Wurst.
„Nein, wir haben nichts davon bemerkt“, sagt Anja Zänker. „Ist wie Olympiagold“, sagt sie strahlend. Kunden hätten die frohe Botschaft übermittelt. Die 34-Jährige ist die Juniorchefin. An der Seite ihres Vaters Ingo schmeißt sie den Laden. Zänker, das ist eine familiäre Fleischerdynastie – hierzulande meidet man das Wort Metzger – seit Urzeiten. Dort, in der Marktstraße, hatte aber zuerst das Traditionsunternehmen Reuning bis 1990 seinen Sitz. Dann verpachtete man das Geschäft an die Zänkers. Reuning stand – aus vertraglichen Gründen – aber noch bis zum Jahr 2000 an der Schaufensterscheibe.
Trümpfe: Regionalität, Handwerkskunst, Gewürze
Ingo Zänker hat das Fleischerhandwerk von der Pike auf erlernt. Im alten Schlachthof. Zwischen 2000 und 2008 hat er in der Marktstraße den Laden als Chef geschmissen. Dann endlich durfte aber der Schriftzug „Zänker“angebracht werden. Und steht seither für anarbeiten.
erkannt gute Produktqualität. Soll heißen, zwischen 60 und 70 Sorten Wurst hat der 57-Jährige drauf. Auch aus Wild. Wildleberwurst mit Preiselbeeren und Hirschsalami, die seien seine absoluten Hits, verrät er.
Auf deren Top-Liste steht der Fleischsalat mit Gurke weit oben, wie man im Heft 12 auf Seite 199 nachlesen kann. Dort gibt es auch Tipps für die Lagerung von Knackwurst („Keinesfalls in den Kühlschrank legen, sondern luftig in der Küche aufhängen“). „Die Qualität stimmt nicht nur, weil hier traditionelles Handwerk gepflegt wird, sondern
weil Zutaten wie Rind, Schwein und Hirsch ebenso aus Thüringen kommen, wie die Gewürze“, singen die Tester ein überschwängliches Loblied auf Zänkers Handwerkskunst. „Tönnies-Fleisch kommt mir hier tatsächlich nicht rein“, sagt der Firmenchef. Seine Zulieferer seien allesamt regionale Erzeuger. Lange Transportwege kommen nicht in Frage. Das Fleisch liefert der Schlachthof Schmalkalden.
Der Meister nimmt gern Weiderind und Strohschwein, auch Wild, um es zum Braten und Brutzeln anzubieten oder in der Wurst zu ver
Der größte Träger für den Wurstgeschmack ist allerdings die Gewürzmischung. Die Rezepte sind geheim und werden vererbt.
Und deswegen schmeckt Wurst eben nur so unvergleichlich gut, weil sie aus Thüringen kommt. Finden auch die vielen Touristen, die gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit den Großteil der Zänker-Kundschaft ausmachen. Man fährt aus Bayern zum Weihnachtsmarkt und kommt mit großen Wurstpaketen aus der Marktstraße wieder nach Hause. In der Gewissheit, bei einem der besten Metzger/Fleischer Deutschlands eingekauft zu haben.