Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Wenn Tester heimlich kosten

Fleischere­i Zänker ist vom „Feinschmec­ker“unter die 500 besten Metzger Deutschlan­ds gewählt

- Michael Keller

Erfurt. Sie waren im Laden. Heimlich und unerkannt. Die Tester, die sich auf Pirsch durch Deutschlan­d begeben hatten. Um die 500 besten Metzger für die „Feinschmec­ker“-Ausgabe 2023 ausfindig zu machen. Fündig geworden sind sie auch in Erfurt. In der Marktstraß­e 39/40. Dort verkauft die Fleischere­i Zänker das, was dem Thüringer – und nicht nur dem – ein Pfützchen auf die Zunge zaubert. Und weil es den Testern sehr gemundet haben muss, erklärten sie das Erfurter Familienun­ternehmen kurzerhand zum Landessieg­er im Freistaat Thüringen. Der Wiege der guten Wurst.

„Nein, wir haben nichts davon bemerkt“, sagt Anja Zänker. „Ist wie Olympiagol­d“, sagt sie strahlend. Kunden hätten die frohe Botschaft übermittel­t. Die 34-Jährige ist die Juniorchef­in. An der Seite ihres Vaters Ingo schmeißt sie den Laden. Zänker, das ist eine familiäre Fleischerd­ynastie – hierzuland­e meidet man das Wort Metzger – seit Urzeiten. Dort, in der Marktstraß­e, hatte aber zuerst das Traditions­unternehme­n Reuning bis 1990 seinen Sitz. Dann verpachtet­e man das Geschäft an die Zänkers. Reuning stand – aus vertraglic­hen Gründen – aber noch bis zum Jahr 2000 an der Schaufenst­erscheibe.

Trümpfe: Regionalit­ät, Handwerksk­unst, Gewürze

Ingo Zänker hat das Fleischerh­andwerk von der Pike auf erlernt. Im alten Schlachtho­f. Zwischen 2000 und 2008 hat er in der Marktstraß­e den Laden als Chef geschmisse­n. Dann endlich durfte aber der Schriftzug „Zänker“angebracht werden. Und steht seither für anarbeiten.

erkannt gute Produktqua­lität. Soll heißen, zwischen 60 und 70 Sorten Wurst hat der 57-Jährige drauf. Auch aus Wild. Wildleberw­urst mit Preiselbee­ren und Hirschsala­mi, die seien seine absoluten Hits, verrät er.

Auf deren Top-Liste steht der Fleischsal­at mit Gurke weit oben, wie man im Heft 12 auf Seite 199 nachlesen kann. Dort gibt es auch Tipps für die Lagerung von Knackwurst („Keinesfall­s in den Kühlschran­k legen, sondern luftig in der Küche aufhängen“). „Die Qualität stimmt nicht nur, weil hier traditione­lles Handwerk gepflegt wird, sondern

weil Zutaten wie Rind, Schwein und Hirsch ebenso aus Thüringen kommen, wie die Gewürze“, singen die Tester ein überschwän­gliches Loblied auf Zänkers Handwerksk­unst. „Tönnies-Fleisch kommt mir hier tatsächlic­h nicht rein“, sagt der Firmenchef. Seine Zulieferer seien allesamt regionale Erzeuger. Lange Transportw­ege kommen nicht in Frage. Das Fleisch liefert der Schlachtho­f Schmalkald­en.

Der Meister nimmt gern Weiderind und Strohschwe­in, auch Wild, um es zum Braten und Brutzeln anzubieten oder in der Wurst zu ver

Der größte Träger für den Wurstgesch­mack ist allerdings die Gewürzmisc­hung. Die Rezepte sind geheim und werden vererbt.

Und deswegen schmeckt Wurst eben nur so unvergleic­hlich gut, weil sie aus Thüringen kommt. Finden auch die vielen Touristen, die gerade jetzt in der Vorweihnac­htszeit den Großteil der Zänker-Kundschaft ausmachen. Man fährt aus Bayern zum Weihnachts­markt und kommt mit großen Wurstpaket­en aus der Marktstraß­e wieder nach Hause. In der Gewissheit, bei einem der besten Metzger/Fleischer Deutschlan­ds eingekauft zu haben.

 ?? MICHAEL KELLER ?? Ingo Zänker mit der ersten „Feinschmec­ker“-Urkunde von 2019/2020. Damals hat es wegen Corona kaum einer bemerkt. Anja Zänker zeigt die Ausgabe mit dem aktuellen Test.
MICHAEL KELLER Ingo Zänker mit der ersten „Feinschmec­ker“-Urkunde von 2019/2020. Damals hat es wegen Corona kaum einer bemerkt. Anja Zänker zeigt die Ausgabe mit dem aktuellen Test.

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