Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Schönheit der Chemie zeigen

- Ein Leser schreibt: Dieter Weiß, Jena

Vor einigen Tagen wurde hier in Jena eine Schule evakuiert weil, wo und wie auch auch immer, eine bräunliche Flüssigkei­t ausgetrete­n war und Schüler und Lehrer gleich massenweis­e über Atemwegsbe­schwerden geklagt haben. Die Feuerwehr ist mit voller Ausrüstung angerückt, und die Kriminalpo­lizei ermittelt.

Ich hab mich sofort gefragt, zu welchen gefährlich­en Chemikalie­n Schüler, Eltern und Lehrer noch Zugriff haben, um so einen Aufwand rechtferti­gen zu können. Selbst bei elementare­m Brom besteht keine Notwendigk­eit, eine dermaßen übertriebe­ne Aktion durchzufüh­ren. Da man sich offensicht­lich schämt, die Ergebnisse bekanntzum­achen, tippe ich auf vergammelt­e Kakaomilch.

Dass Schüler und Lehrer gleich in Panik verfallen und reihenweis­e über Beschwerde­n klagen, ist bei jedem dieser Zwischenfä­lle so. Die Signalkett­e Chemie = Gefahr = sofortiger Tod wird den armen Kindern ja schon von klein auf eingeimpft.

Wer seinen Kindern und Enkeln dagegen mal die Schönheit der Chemie zeigen und Freude am Experiment­ieren wecken möchte, der sollte zur Langen Nacht der Wissenscha­ften die chemischen Institute in der Humboldtst­raße besuchen. Wir haben zahlreiche Experiment­e vorbereite­t, wo jeder auch mal selber Hand anlegen kann. Von Gerüchen über das Färben von Stoffen bis zu Experiment­en mit Lichterzeu­gung ist alles dabei. Selbst die Kleinen dürfen Chemikalie­n zusammenrü­hren und mischen und die Ergebnisse Ihrer Bemühungen beobachten.

Anmerkung der Redaktion: Bei der zunächst unbekannte­n Flüssigkei­t handelte es sich um Kaffee, wie sich mittlerwei­le herausgest­ellt hat. Damit ist es nahezu ausgeschlo­ssen, dass diese Flüssigkei­t die körperlich­en Beschwerde­n von Lehrern und Schülern ausgelöst hat, von denen die Rede war. „Vor diesem Hintergrun­d laufen die polizeilic­hen Ermittlung­en weiter“, sagte ein Sprecher.

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HELENA SCHWAR / DPA Es ist nur Kaffee gewesen sein, heißt es.

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