Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Schönheit der Chemie zeigen
Vor einigen Tagen wurde hier in Jena eine Schule evakuiert weil, wo und wie auch auch immer, eine bräunliche Flüssigkeit ausgetreten war und Schüler und Lehrer gleich massenweise über Atemwegsbeschwerden geklagt haben. Die Feuerwehr ist mit voller Ausrüstung angerückt, und die Kriminalpolizei ermittelt.
Ich hab mich sofort gefragt, zu welchen gefährlichen Chemikalien Schüler, Eltern und Lehrer noch Zugriff haben, um so einen Aufwand rechtfertigen zu können. Selbst bei elementarem Brom besteht keine Notwendigkeit, eine dermaßen übertriebene Aktion durchzuführen. Da man sich offensichtlich schämt, die Ergebnisse bekanntzumachen, tippe ich auf vergammelte Kakaomilch.
Dass Schüler und Lehrer gleich in Panik verfallen und reihenweise über Beschwerden klagen, ist bei jedem dieser Zwischenfälle so. Die Signalkette Chemie = Gefahr = sofortiger Tod wird den armen Kindern ja schon von klein auf eingeimpft.
Wer seinen Kindern und Enkeln dagegen mal die Schönheit der Chemie zeigen und Freude am Experimentieren wecken möchte, der sollte zur Langen Nacht der Wissenschaften die chemischen Institute in der Humboldtstraße besuchen. Wir haben zahlreiche Experimente vorbereitet, wo jeder auch mal selber Hand anlegen kann. Von Gerüchen über das Färben von Stoffen bis zu Experimenten mit Lichterzeugung ist alles dabei. Selbst die Kleinen dürfen Chemikalien zusammenrühren und mischen und die Ergebnisse Ihrer Bemühungen beobachten.
Anmerkung der Redaktion: Bei der zunächst unbekannten Flüssigkeit handelte es sich um Kaffee, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. Damit ist es nahezu ausgeschlossen, dass diese Flüssigkeit die körperlichen Beschwerden von Lehrern und Schülern ausgelöst hat, von denen die Rede war. „Vor diesem Hintergrund laufen die polizeilichen Ermittlungen weiter“, sagte ein Sprecher.