Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Zukunftsfragen ehrlich angehen
Es gilt, Elend und Hunger in vielen Regionen der Welt zumindest Grenzen zu setzen
Wenn die AfD die Wahl gewönne, wäre es ihre erste Amtshandlung, die Rolle Deutschlands als Weltsozialamt zu beenden, so stand jüngst im Pressebericht (Freies Wort 5./6. November) eine Aussage von Herrn Höcke auf einem AfD-Treffen in Heldburg.
Diese Aussage steht in krassem Widerspruch zu allem, worum sich Welthungerhilfe, Misereor, Brot für die Welt und viele andere Hilfsorganisationen seit Jahrzehnten bemühen: dem Elend und Hunger in vielen Regionen der Welt zumindest Grenzen zu setzen.
Wessen Beifall Herr Höcke sich mit seinen programmatischen Aussagen erheischen will, ist deutlich, aber wenn der blanke Egoismus künftig alle deutsche Politik bestimmen würde, dann käme zu dem Jammer und dem Elend vieler Völker Afrikas, Lateinamerikas und Asiens auch noch die blanke Wut auf uns im reichen Europa, denn sie wissen über elektronische Medien alle längst von unserem Lebensstil.
Wenn zur Verschwendung in Europa und Amerika noch die kategorische Weigerung kommt, mit den in Armut lebenden Schwestern und Brüdern zu teilen, dann wird mit Recht eine Welle des Zorns und der Wut entstehen, die uns überfluten wird, ohne dass wir dann noch etwas dagegen unternehmen können. So warnen seit einem halben Jahrhundert verantwortungsvolle Ökonomen und Politiker. Und nur,
wenn wir Hilfe und Bereitschaft zum Teilen massiv verstärken, werden wir, hoffentlich, eine gerechte Welt für unsere Kinder und Enkel erreichen, statt sie in einer Flut gemeinsamer
Not im Kampf ums tägliche Brot untergehen zu lassen.
Das sollten wir alle im Kopf haben, wenn wir Herrn Höckes markige Appelle an Egoismus und kleinkarierten
Nationalismus zur Kenntnis nehmen. Und sollten entlarven, was sie sind: gefährliche Demagogie.