Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Gendern ist ein Angriff auf den freien Bürger
Ein Leser schreibt unter anderem:
„Gendern? Nein, danke“. Es reicht! So dachten es sich wohl die Abgeordneten der CDU im Landtag und brachten den gleichnamigen Antrag zur Abstimmung ins Parlament. „Thüringer sind freiheitsliebend und direkt“, lässt sich der Fraktionschef der CDU, Mario Voigt, vernehmen, denn nichts anderes ist die Gendersprache schließlich: ein Angriff gegen den freien Bürger. Die Gruppe Bürger für Thüringen und die AfD unterstützten den Antrag.
Dagegen wollten die freiheitlichen Demokraten das mit der Freiheit schlicht überhören und nahmen an der Abstimmung nicht teil. Der Landtag sagt mit 38:36 Nein zu Sprachzerstörung und Genderideote logie in Schulen, Behörden … und verdeutlicht: Es gibt noch Rudimente politischer Vernunft.
Der Vormarsch der Sprachzerstörer jedenfalls ist rasant: Deutschinnen, was oder wer immer das sei, Deutsche, Sportlerinnen und Sportler, Bürgerinnen und Bürger, immer häufiger begegnet man dieser Zweigestaltigkeit
als Ausdruck zeitgemäßer Tugendhaftigkeit. Diese „Paarform“wird zur antidiskriminatorischen Rede stilisiert und soll vergessen machen, was die Sprachwissenschaft einst zutreffend als „Splitting“bezeichnete. Letztendlich vollzieht sich nur eine Spaltung, denn Lehrerinnen und Lehrer, Gäs
und Gästinnen sind eben keine Paare, sondern werden per Sprechakt überhaupt erst entzweit. Hormonspiegel und Chromosomensatz vergegenwärtigen die natürliche Geschlechtertrennung. Warum muss diese nach dem Willen einer sich gegenwärtig „erwacht“fühlenden und lautstark polternden Minderheit permanent betont werden?
Je nach ihrem kommunikativen Zweck gibt es Spezialformen der deutschen Sprache wie etwa die Behördensprache, die Literatur- und Wissenschaftssprache, die Alltagssprache – die Grammatik aber bleibt dort bestehen. Bei der Gendersprache erfolgt jedoch durch Genderstern und Glottisschlag ein grammatischer Tiefeneingriff. Sprachregelung ist immer Gedankenausrichtung.
Die gutmütigen Zeitgenossen wollen Gutwilligkeit beweisen und mit der Zeit gehen. Es ist doch einfach nur höflich; ein bisschen nur ist doch mitzumachen. Der Mitläufer in seiner ganzen Stärke. Widerstand ist doch nur anstrengend und was sollte sich auch ändern lassen? Opferinnen und Opfer eben.
Wer sich permanent des Trennens bedient, dem ist an Höflichkeit und Etikette nicht gelegen, er will vielmehr erziehen und missionieren. „Frauen sichtbar machen“, tönt es unablässig wie ein Schlachtruf und sichtbar wird dann tatsächlich einiges. Vor allem das Unverständnis für die Grammatik. Denn das generische Maskulinum, „meint“nicht Männer und „meint“Frauen nicht „mit“. Das Maskulinum ist schlicht eine Nominalklasse zur Bezeichnung vollkommen heterogener Lebewesen oder Gegenstände. Abstrakta, die weiblich, sächlich oder eben auch männlich sein können. Warum aber sollte nun permanent die Spaltung ausgewiesen werden? Warum ist etwas herauszuheben, was für die allermeisten Zusammenhänge bedeutungslos ist?
Nicht allein für Ute Bergner (Bürger für Thüringen) ist das Gendern deshalb „unsinnig“und obendrein eine „Unkultur“.
Die stetig abnehmende Hörer-, Zuschauer- und Abonnentenzahl hat Gründe. Eine Sprache, die spaltet und unverständlich ist, ist ein solcher Grund.