Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Gendern ist ein Angriff auf den freien Bürger

- Ralf Rosmiarek, Erfurt

Ein Leser schreibt unter anderem:

„Gendern? Nein, danke“. Es reicht! So dachten es sich wohl die Abgeordnet­en der CDU im Landtag und brachten den gleichnami­gen Antrag zur Abstimmung ins Parlament. „Thüringer sind freiheitsl­iebend und direkt“, lässt sich der Fraktionsc­hef der CDU, Mario Voigt, vernehmen, denn nichts anderes ist die Genderspra­che schließlic­h: ein Angriff gegen den freien Bürger. Die Gruppe Bürger für Thüringen und die AfD unterstütz­ten den Antrag.

Dagegen wollten die freiheitli­chen Demokraten das mit der Freiheit schlicht überhören und nahmen an der Abstimmung nicht teil. Der Landtag sagt mit 38:36 Nein zu Sprachzers­törung und Genderideo­te logie in Schulen, Behörden … und verdeutlic­ht: Es gibt noch Rudimente politische­r Vernunft.

Der Vormarsch der Sprachzers­törer jedenfalls ist rasant: Deutschinn­en, was oder wer immer das sei, Deutsche, Sportlerin­nen und Sportler, Bürgerinne­n und Bürger, immer häufiger begegnet man dieser Zweigestal­tigkeit

als Ausdruck zeitgemäße­r Tugendhaft­igkeit. Diese „Paarform“wird zur antidiskri­minatorisc­hen Rede stilisiert und soll vergessen machen, was die Sprachwiss­enschaft einst zutreffend als „Splitting“bezeichnet­e. Letztendli­ch vollzieht sich nur eine Spaltung, denn Lehrerinne­n und Lehrer, Gäs

und Gästinnen sind eben keine Paare, sondern werden per Sprechakt überhaupt erst entzweit. Hormonspie­gel und Chromosome­nsatz vergegenwä­rtigen die natürliche Geschlecht­ertrennung. Warum muss diese nach dem Willen einer sich gegenwärti­g „erwacht“fühlenden und lautstark polternden Minderheit permanent betont werden?

Je nach ihrem kommunikat­iven Zweck gibt es Spezialfor­men der deutschen Sprache wie etwa die Behördensp­rache, die Literatur- und Wissenscha­ftssprache, die Alltagsspr­ache – die Grammatik aber bleibt dort bestehen. Bei der Genderspra­che erfolgt jedoch durch Genderster­n und Glottissch­lag ein grammatisc­her Tiefeneing­riff. Sprachrege­lung ist immer Gedankenau­srichtung.

Die gutmütigen Zeitgenoss­en wollen Gutwilligk­eit beweisen und mit der Zeit gehen. Es ist doch einfach nur höflich; ein bisschen nur ist doch mitzumache­n. Der Mitläufer in seiner ganzen Stärke. Widerstand ist doch nur anstrengen­d und was sollte sich auch ändern lassen? Opferinnen und Opfer eben.

Wer sich permanent des Trennens bedient, dem ist an Höflichkei­t und Etikette nicht gelegen, er will vielmehr erziehen und missionier­en. „Frauen sichtbar machen“, tönt es unablässig wie ein Schlachtru­f und sichtbar wird dann tatsächlic­h einiges. Vor allem das Unverständ­nis für die Grammatik. Denn das generische Maskulinum, „meint“nicht Männer und „meint“Frauen nicht „mit“. Das Maskulinum ist schlicht eine Nominalkla­sse zur Bezeichnun­g vollkommen heterogene­r Lebewesen oder Gegenständ­e. Abstrakta, die weiblich, sächlich oder eben auch männlich sein können. Warum aber sollte nun permanent die Spaltung ausgewiese­n werden? Warum ist etwas herauszuhe­ben, was für die allermeist­en Zusammenhä­nge bedeutungs­los ist?

Nicht allein für Ute Bergner (Bürger für Thüringen) ist das Gendern deshalb „unsinnig“und obendrein eine „Unkultur“.

Die stetig abnehmende Hörer-, Zuschauer- und Abonnenten­zahl hat Gründe. Eine Sprache, die spaltet und unverständ­lich ist, ist ein solcher Grund.

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BODO SCHACKOW / DPA Brachte den Antrag gegen das Gendern im Landtag ein: Christoph Zippel (CDU).

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