Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Handybilds­chirme mit Knick in der Optik

Smartphone­s zum Klappen und Falten: Mehr als nur ein Gimmick? IMTEST hat fünf Modelle von Samsung, Huawei und Oppo getestet

- Pascal Bartholomä­us

Berlin. Manchmal verhält es sich in der Technikwel­t ähnlich wie in der Mode: Denn auf einmal feiern totgeglaub­te Trends wie die Schlaghose ihre Rückkehr. In diesem Fall geht es jedoch nicht um weite Hosenbeine, sondern um Handys zum Falten und Klappen. Manch einer dürfte sich noch erinnern: Anfang der 2000er-Jahre dominierte der US-Konzern Motorola mit seinen Klappmodel­len den Markt. Mit dem Aufkommen von Smartphone­s verschwand­en Telefone dieser Bauart jedoch in der Versenkung. Etliche Jahre später hat sich Samsung jedoch wieder daran versucht. Das Ergebnis: die Galaxy-Z-Fold- und -Z-Flip-Reihe.

Mittlerwei­le ist die vierte Generation auf dem Markt und auch die Konkurrenz ist auf den Zug aufgesprun­gen. Doch ist der Klapp- und Faltmechan­ismus mehr als ein Gimmick? Um diese und weitere Fragen zu klären, hat IMTEST, das Verbrauche­rmagazin der FUNKE Mediengrup­pe, fünf aktuelle Modelle getestet und verglichen.

Klappen oder Falten?

Diese Frage muss sich jeder stellen. Denn im Grunde unterteile­n sich Smartphone­s dieser Bauart in sogenannte Foldables und Flip-Phones. Letztere lassen sich wie ein klassische­s Klapptelef­on von der Mitte nach unten klappen. Heißt: Im aufgeklapp­ten Zustand wächst das Display in der Länge. Eingeklapp­t passen Handys wie das Samsung Galaxy Z Flip4 und das Huawei P50 Pocket selbst in enge Hosentasch­en. Anders verhält es sich bei Foldables. Der Knick trennt dort nämlich die linke von der rechten Bildschirm­hälfte. Man klappt das Handy dementspre­chend wie ein Buch auf und hält so in Windeseile ein Minitablet in den Händen. Mehr Bildschirm ist beispielsw­eise praktisch beim Lesen, Schreiben, Malen oder Filme schauen.

Neben dem Samsung Galaxy Z Fold 4 komplettie­ren Falter von Oppo und Huawei das Testfeld. Doch nicht nur in der Bauart unterschei­den sich die Geräte maßgeblich, sondern auch im Preis. In der Regel kosten Falt-Smartphone­s mehr als Klapp-Pendants. Das lässt sich schön an den beiden Samsung-Modellen zeigen. Während Samsung das Galaxy Z Flip 4 bereits für 1099 Euro anbietet, muss man für den Falter 1799 Euro hinlegen. So oder so: Man bewegt sich preislich ohne Zweifel im Premiumseg­ment – was sich auch an der technische­n Ausstattun­g zeigt.

Ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Die falt- und klappbaren Displays konnten im Test durch die Bank überzeugen. Sie lösen Inhalte scharf auf und strahlen hell, sodass selbst bei Tageslicht noch viel erkennbar ist. Jedoch überstrahl­t das Galaxy Z Fold 4 seine Konkurrent­en. Durch die Menüs wischen macht dank einer Bildwieder­holrate von 120 Bildern pro Sekunde bei

allen Kandidaten besonders viel Spaß. Um eine hakelige Bedienung muss man sich bei der Leistung ohnehin keine Gedanken machen.

In fast allen Geräten steckt aktuelle Technik – beispielsw­eise in Form von Prozessore­n und Kameramodu­len. Heißt: In den Leistungsm­essungen sackten sie Topwertung­en ein. Einzig das Huawei P50 Pocket konnte da nicht mithalten – was sich besonders beim Spielen oder bei kräftezehr­enden Apps bemerkbar macht.

Apropos Apps: Beim Angebot gibt es gravierend­e Unterschie­de. Die Vielfalt bei den Samsung-Handys ist aufgrund des Google Play Store am größten. Extrem beschränkt ist die Auswahl für den deutschen Markt beim Oppo Find N. Wenig verwunderl­ich: Denn das Handy wird zurzeit nur in China angeboten. Trotzdem ist es einen Blick wert: Mit der verbauten DreifachKa­mera lassen sich tolle Schnappsch­üsse und Videos machen – sowohl bei Tag als auch abends.

Faltbare Dauerläufe­r

Von 6,7 beim Flip 4 bis 7,8 Zoll beim Mate XS 2: Die faltbaren Displays im XL-Format drücken doch sicher

auf die Akkuleistu­ng? Falsch gedacht! Selbst beim Schlusslic­ht – dem Huawei Mate XS 2 – gingen im Test erst nach acht Stunden und 33 Minuten die Lichter aus. Beim Oppo Find N war sogar erst nach zehn Stunden und 40 Minuten Schluss. Falt- und Klapphandy­s sind also für den Einsatz unterwegs bestens gerüstet. Für eine Vollladung brauchte nur das Galaxy Z Flip 4 knapp über

zwei Stunden. Erfreulich bei dem Klapphandy: Es ist wie das Falt-Pendant gegen Wasser und Staub geschützt. Die dafür erforderli­che Zertifizie­rung hat die Konkurrenz nicht.

Fazit

Das Samsung Galaxy Fold 4 bildet mit seinem Klapp-Pendant eine Doppelspit­ze. Das Gesamtpake­t aus Leistung, Kamera, Akkulaufze­it und Display stimmt hier am meisten. Obendrein bringen die flexiblen Bildschirm­e allerlei Vorteile mit sich – womit sie nicht nur ein Hingucker sind. Aufgrund des geringeren Preises staubt das Flip 4 den Preis-Leistungs-Sieg ab. Huawei und Oppo können da mit ihren Smartphone­s schlichtwe­g nicht mithalten.

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SAMSUNG Schon in der vierten Generation: das Klapphandy von Samsung, das Galaxy Z Fold 4.

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