Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Viel Arbeit bleibt
Steffen Eß über das Abschneiden der deutschen Handball-Frauen
Keine Medaille, kein Halbfinale, kein Trostpflaster, wenigstens um Platz fünf spielen zu können. Der Traum, in Europas Spitze zu stoßen, ist für die deutschen Handballerinnen trotz Abschlusssieges geplatzt.
Vor den Spielerinnen und Trainer Markus Gaugisch liegt jede Menge Arbeit, sollen Medaillenwünsche bei großen Turnieren wahr werden.
Der Abstand zu Top-Teams wie Frankreich ist deutlich. Das ist die Erkenntnis, auch wenn die Mannschaft nach der Niederlage gegen den Olympiasieger eine klasse Reaktion zeigte und Rumänien schlug. Und das gerade 18 Stunden später.
Zwei Spiele innerhalb von so kurzer Zeit bestreiten zu müssen, in denen es um alles geht, ist grenzwertig. So wie der EM-Modus.
Der Gedanke an Chancengleichheit jedenfalls fällt schwer, wenn die letzten Spiele der Haupt- wie Vorrunde nacheinander statt gleichzeitig ausgetragen werden.
Gescheitert aber sind die DHBFrauen nicht an dem für alle Teams unglücklichen Spielplan, sondern an sich. Das hat schon die EM-Vorrunde angedeutet. Nur ein Tor weniger im letzten Vorrundenspiel gegen Spanien, und Polen wäre nach der Niederlage zuvor gegen Montenegro anstatt der DHB-Auswahl in die Hauptrunde gekommen.
Der starke Auftritt gegen die Niederlande lässt immerhin hoffen, in der Entwicklung voranzukommen.
Ob die gegen einigen Widerstand beschlossene Strukturreform dazu beiträgt, darf bezweifelt werden. Talente brauchen viel Praxis. Die Frauenbundesliga auf zwölf Teams zu reduzieren erscheint wenig dienlich.