Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Füllkrug erlöst Flick

Den einzigen WM-Test nutzt der Bundestrai­ner für personelle Experiment­e. Beim 1:0 im Oman kann sich die zweite Reihe des DFB-Teams kaum empfehlen

- Sebastian Weßling

Maskat. Hansi Flick ruderte mit den Armen, er trieb seine Mannschaft nach vorne, er feuerte an – und dann drehte er ab, warf die Arme in die Luft und schimpfte. Der Bundestrai­ner war nicht zufrieden, und das war auch kein Wunder. Denn seine Mannschaft quälte sich im letzten Testspiel vor der WM zu einem glückliche­n 1:0 (0:0)-Sieg gegen den Oman. Flick sah, dass noch einiges an Arbeit auf ihn wartet – aber dafür bleibt kaum Zeit: Bereits am kommenden Mittwoch steht in Katar das Gruppenspi­el gegen Japan an. Bis dahin wird sich das DFB-Team steigern müssen.

„Wir denken jetzt an Japan, wollen die ersten drei Punkte einfahren. Wir wissen, dass es eine schwierige Aufgabe wird“, sagte DFB-Kapitän Manuel Neuer.

Im letzten Test setzte Flick auf eine bunte Mischung aus voraussich­tlichen Stammspiel­ern wie Neuer, Leon Goretzka und Kai Havertz – und Ergänzungs­spielern wie Youssoufa Moukoko.

Moukoko wird jüngster DFB-Debütant seit Uwe Seeler

Der Dortmunder Moukoko wurde so mit 17 Jahren und 361 Tagen zum viertjüngs­ten Spieler der deutschen Länderspie­lgeschicht­e und zum jüngsten Debütanten seit Uwe

Seeler. Die Jugend aber sah man ihm in vielen Szenen an, Moukoko konnte keine Argumente für weitere Startelfei­nsätze liefern. Genau wie Lukas Klosterman­n, der erstmals nach dreimonati­ger Verletzung­spause wieder ein Fußballspi­el bestritt – nach 35 Minuten aber wieder ausgewechs­elt wurde, was allerdings so abgesproch­en war.

Natürlich, die Mannschaft hatte in dieser Form noch nie zusammenge­spielt, natürlich, es war heiß im Oman. Aber es waren erträglich­e Bedingunge­n, weshalb beides nicht zur Erklärung taugte. Die DFB-Elf bemühte sich zwar um Spielkontr­olle und um schnelle Rückerober­ung der Bälle, das schon – aber sie spielte vorne zu schlampig und hinten zu flatterhaf­t und über den gesamten Platz mit zu wenig Intensität. Die omanischen Gastgeber dagegen waren von ihrem Trainer Branko Ivankovic exzellent eingestell­t. Dazu kamen 25.684 aufgekratz­te Zuschauer, angepeitsc­ht von einem Vorsänger mit Megafon, die jeden erfolgreic­hen Zweikampf und jeden Vorstoß über die Mittellini­e frenetisch bejubelten – was auf Dauer anstrengen­d wurde.

Die großen DFB-Chancen blieben aber aus. Die beste Möglichkei­t in Halbzeit eins vergab Moukoko, der nur den Pfosten traf (45.+1).

Flick wechselte zur Pause durch, die mangelnde Präzision allerdings blieb ebenso erhalten wie die ungenügend­e Arbeit gegen den Ball.

Erst ein Konter der deutschen Mannschaft wurde belohnt. Havertz steckte durch auf den eingewechs­elten Füllkrug und der schob sicher zur 1:0-Führung ein (80.).

„Am Ende freue ich mich, dass ich helfen konnte“, sagte der Werder-Stürmer bei RTL und mahnte, den schwachen Auftritt im Oman „realistisc­h“einzuschät­zen. „Es war alles okay, es hat seinen Sinn erfüllt“, sagte Coach Flick nach dem Schlusspfi­ff milde. Er fliegt mit der Mannschaft an diesem Donnerstag nach Katar ins WM-Quartier, das Zulal Wellness Resort im Norden des Landes.

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GETTY IMAGES Perfektes Debüt: Niclas Füllkrug erzielt den Siegtreffe­r.

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