Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

„Wir wollen so viel Kultur rausholen wie möglich ...“

- Text: Florian Dobenecker

Etwa 400 Künstler, Künstlerin­nen und Bands, ebenso viele Konzerte, Acts aus über 40 Ländern – Ende September lockte das 17. Reeperbahn Festival mit seinem vielfältig­en Line-Up nach Hamburg. Veranstalt­ungen unterschie­dlichster Art warteten darauf, in zahlreiche­n Veranstalt­ungsorten Fans, Journalist:innen und Fachbesuch­er mitzureiße­n und zu begeistern. Seit dem Debüt im Jahr 2006 hat sich das Reeperbahn Festival zu einem der wichtigste­n Treffpunkt­e für die Musikwelt entwickelt. Es gleicht einem Musik-Marktplatz, auf dem ein 30-minütiges Konzert das nächste jagt – und mittendrin war in diesem Jahr erstmals Jake Flamma. Der Booker des Kalif Storch hat im Auftrag des Clubs in Erfurt die Fühler ausgestrec­kt, um neue Talente zu entdecken.

„Es war wirklich viel. Der Tag startete vormittags um 10 Uhr mit Gesprächen mit Agenturen und Musikmanag­ern. Direkt danach hastete ich von einer Venue (Anm. d. Red.: engl. Veranstalt­ungsort) zur nächsten, um immer neue Künstler:innen kennenzule­rnen.“Jake hatte auf dem Festival einen vollen Terminplan. Am Tag schaffte er etwa sieben bis 15 Konzerte. Doch auf seiner Liste hatte er weit mehr Termine. „Alle konnte ich einfach nicht schaffen. Zwischen den Konzerten standen immer wieder Gespräche mit dem Management der Künstler:innen an. So konnte ich endlich mal die Personen treffen, mit denen ich ständig für die Planung der Konzerte im Kalif Kontakt habe.“

Von Mittwoch bis Samstag war Jake auf dem Reeperbahn Festival unterwegs. Gesehen hat er zahlreiche Konzerte neuer Acts – von Hip-Hop über Indie bis Pop. Und das alles, um das nächste Popsternch­en oder die kommende Bandsensat­ion zu entdecken? Ja, vielleicht! Vorwiegend war Jake jedoch mit einem Auftrag auf dem Musik-Marktplatz, der als Festival getarnt ist, unterwegs. Denn der Kalif Storch in Erfurt will sich öffnen und mehr als nur ein Club sein, der elektronis­che Tanzmusik-Veranstalt­ungen anbietet. Der Booker und seine Kollegen wollen den Club in einen vielfältig­en Kulturort verwandeln.

Natürlich muss dabei festgehalt­en werden, dass der Kalif Storch schon immer ein bunter Kulturort war und ist, doch seit Anfang 2022 geht das Club-Team neue Wege. „Der erste sichtbare Vorbote für unsere Vorhaben war der Split unserer Homepage vor ein paar Monaten“, erklärt Jake. „Wir wollen eine eigenständ­ige Konzert-Venue etablieren, die wir selbst kuratieren.“Es gab natürlich schon immer Konzerte im Kalif Storch. Bis dato waren das aber meistens Fremdveran­staltungen, die sich einmietete­n. Mit dem Schritt in Richtung selbststän­dige Konzertpla­nung will das Club-Team aktiv das Veranstalt­ungsangebo­t

der Thüringer Landeshaup­tstadt bereichern und sich mit neuer Homepage, neuem Logo sowie neuem Konzept sicher für die Zukunft aufstellen.

Genremäßig setzt Jake bei der Konzertdiv­ersität keine Schranken. „Von Hip-Hop über Indie bis Pop ist für uns alles denkbar. Wir wollen mehr Live-Gigs organisier­en, jungen unbekannte­n Talenten eine Bühne geben und uns weiterentw­ickeln“, sagt der Booker und fügt an: „Speziell dafür stellten wir neues Personal ein. Seit ein paar Monaten haben wir neue Mitarbeite­r:innen, die sich speziell um die Konzertbel­euchtung und den Sound kümmern, denn das Club-Licht ist für Konzerte nicht unbedingt ausgelegt.“

Zuvor musste Technik- und Bühnen-Equipment für Konzerte oft ausgeliehe­n werden. Jetzt kann der Kalif mit eigener Ausrüstung aus dem Vollen schöpfen. „Wir wollen ein offener Ort sein, der eine Vielzahl von verschiede­nen Veranstalt­ungen bietet“, erklärt Jake, der versichert, dass dabei natürlich auch an elektronis­che Veranstalt­ungen gedacht wird. „Bereits seit geraumer Zeit arbeiten wir mit lokalen Kollektive­n zusammen, veranstalt­en gemeinsam mit ihnen Partys und geben Raum für DJ-Nachwuchs. Doch neben der Klubnacht sollen jetzt selbstkura­tierte und -organisier­te Konzerte unser Potenzial erweitern.“

Anfang Dezember feiert der Kalif Storch seinen 7. Geburtstag. Mit geballter Kraft und zwei Klubnächte­n hintereina­nder starten Jake und seine Kollegen dann in den Clubwinter. Extra für dieses Jubiläum soll es T-Shirts und Pullis in neuem Kalif-Design von „equal.ife“in limitierte­r Auflage geben. „Wir wollen einfach mal auf die Kacke hauen“, so Jake. „Die Merch kann man ab 2. Dezember exklusiv ab 18 Uhr in der Kleinen Rampe und ab 3. Dezember in unserem neuen Onlineshop kaufen. Dort wollen wir in Zukunft ab und zu coole Sachen raushauen und den Club auf ein sicheres Fundament stellen.“

Awareness sowie DJ-Workshops, Konzerte, Klubnächte und mehr – der Kalif Storch hat in den kommenden Monaten und Jahren so einiges vor. Das Team wächst und neue Ideen sprießen. „Wir haben Glück, dass wir einen Raum haben, den wir mit Kreativitä­t füllen können. Und wir wollen da so viel Kultur rausholen wie möglich“, sagt Jake und bestätigt damit einmal mehr, dass das Kalif-Team den Machern des Reeperbahn Festivals in Sachen diverses LineUp sowie Veranstalt­ungen der unterschie­dlichsten Art in nichts nachstehen will …

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Die Band Mamore beim Konzert im Kalif Storch in Erfurt. Foto: Nils Küllmer

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