Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Unterbring­ung von Flüchtling­en wird immer schwierige­r

Die Erstaufnah­me in Suhl ist voll, die Eröffnung weiterer Außenstell­en nicht absehbar. Weitere Kommunen verkünden Aufnahmest­opp

- Fabian Klaus

Erfurt/Suhl. Die Suhler Erstaufnah­meeinricht­ung für Geflüchtet­e hat erneut ihre Kapazitäts­grenze erreicht. Mit 1200 Menschen ist sie derzeit nach Informatio­nen dieser Zeitung voll belegt. Demnach sind Sanierunge­n, die auf dem Friedberg ständig gelaufen sind, derzeit gestoppt, weil wegen der vollen Belegung keine Zimmer freigezoge­n werden können.

Im Migrations­ministeriu­m wird die Zahl von 1200 Personen, die derzeit in Suhl untergebra­cht sind, bestätigt. „Die Situation ist sehr herausford­ernd“, sagt ein Sprecher von Justizmini­ster Dirk Adams (Grüne). Vom Sozial- bis zum Wachdienst seien alle Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in Suhl gebunden. Dabei gehe es um „die Sicherung der grundlegen­den Bedürfniss­e wie Unterbring­ung, Nahrung, medizinisc­he Versorgung“, heißt es.

Aus dem Umfeld der Landesregi­erung heißt es, dass händeringe­nd nach weiteren Unterbring­ungsmöglic­hkeiten gesucht wird – als Außenstell­en für die Erstaufnah­meeinricht­ung. Ein Sprecher von Migrations­minister Dirk Adams bestätigt das, sagt aber: „Hierzu gibt es noch nichts Konkretes.“Das WismutKran­kenhaus in Gera, bereits 2015 im Gespräch, spiele derzeit in den Überlegung­en keine Rolle.

Der Zuzug von Schutzsuch­enden hält derweil unverminde­rt an. Insbesonde­re die zahlreiche Menschen, die vor dem von Russland in der Ukraine angezettel­ten Krieg nach Deutschlan­d fliehen, brauchen Unterkünft­e.

Dabei agieren die Landkreise unterschie­dlich. Während im Eichsfeld beispielsw­eise versucht wird, alle Ankommende­n in Wohnungen unterzubri­ngen, setzt man im Landkreis Nordhausen ganz bewusst auf Kapazitäte­n in Gemeinscha­ftsunterkü­nften. Zuletzt wurde immer deutlicher, dass sich immer weniger Landkreise in der Lage sehen, ihre gesetzlich bestehende Pflicht zur Aufnahme von Geflüchtet­en in Thüringen zu erfüllen. So erklärte in dieser Woche der Erfurter Oberbürger­meister Andreas Bausewein (SPD) einen Aufnahmest­opp. Kurz danach zog Ilm-Kreis-Landrätin Petra Enders (Linke) nach. Aktuell seien, so Enders, mehr als 2200 Personen im Landkreis untergebra­cht.

Thüringenw­eit sind die Zahlen bereits deutlich höher als im Jahr 2015, als knapp 900.000 im Zuge massiver Flüchtling­sbewegunge­n nach Deutschlan­d kamen und Thüringen allein in dem Jahr bis Ende Oktober knapp 17.000 Personen aufgenomme­n hatte. Diese Zahl ist mittlerwei­le weit überschrit­ten. In Thüringen kamen in diesem Jahr bereits mehr als 33.000 Personen an, vor allem aus der Ukraine.

Neben der Erstaufnah­me in Suhl stehen für die Unterbring­ung beim Land zwei weitere Einrichtun­gen zur Verfügung – jedoch nur theoretisc­h. In Eisenberg können 98 Menschen einquartie­rt werden, eine fertige Halle in Hermsdorf wird nach wie vor nicht betrieben, weil eine erste Ausschreib­ung gescheiter­t ist.

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SASCHA FROMM Flüchtling­sminister Dirk Adams (Grüne) steht vor Herausford­erungen.

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