Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

„Den Nachhaltig­keitsturbo zünden“

Linke-Politiker Schubert: Rasche Investitio­nen sind entscheide­nd für den Wirtschaft­sstandort

- Gerlinde Sommer

Erfurt/Gera. Es ist ein halbes Jahr her, dass drei Linke erstmalig ihre Überlegung­en zur Beschleuni­gung von Nachhaltig­keitsinves­titionen im Gespräch mit dieser Zeitung öffentlich darlegten. Linke-Fraktionsc­hef Steffen Dittes, Ronald Hande, der dem Haushalts- und Finanzauss­chuss angehört, und Wirtschaft­spolitiker Andreas Schubert sprachen über die Notwendigk­eit, mit einem millionens­chweren Sonderverm­ögen eine sozial-ökologisch­e Transforma­tion möglich und dabei vor allem auch Thüringen wirtschaft­lich attraktive­r zu machen und für die Herausford­erungen der nächsten Zeit zu wappnen.

Es ist offenbar ein dickes Brett, das die Linken bohren wollen. Oder wie der Linke-Wirtschaft­ssprecher Schubert sagt: „Wir können den Nachhaltig­keitsturbo zünden.“Der angestrebt­e Nachhaltig­keitsfonds habe mittlerwei­le eine noch größere Bedeutung für das Fortkommen im Land.

„Das Problem ist, dass sich seit dem Frühjahr die Rahmenbedi­ngungen noch weiter zugespitzt haben.“Nötig sei es nun, „alle Hebel in Bewegung zu setzen“, pflichtet Schubert der Einschätzu­ng der Klimaberat­er der Bundesregi­erung bei.

Sozial-ökologisch ist der Thüringer Ansatz. Klar also, dass sich etwa die Liga der Freien Wohlfahrts­verbände einbringt. Sie habe gefordert, dass der Ausbau und die Ausweitung der Förderung von Maßnahmen der energetisc­hen Sanierung nötig sei, „weil das mittel- und langfristi­g zur Kostenredu­zierung und zur Einsparung beim Verbrauch führt“, macht Schubert deutlich.

Ausbau erneuerbar­er Energien ist jetzt die vordringli­che Aufgabe

Der Vorstoß von Dittes, Hande und Schubert im Mai 2022 hat Interesse hervorgeru­fen. „Wir bekommen aus Wissenscha­ft, Wirtschaft, von Gewerkscha­ften Rückmeldun­gen“, so Schubert. Klar sei auch – „dass Energiever­sorgungsfr­agen vor dem Hintergrun­d des aktuellen Krieges zurecht auch Fragen der grundsätzl­ichen strategisc­hen Sicherheit geworden sind“, so der Geraer. Jüngst sprach er mit einer Reihe von Unternehme­rn etwa aus den Bereichen Stahl und Papier. Zudem traf er Jenaer Wirtschaft­svertreter. Alle sagten ihm zufolge eins: Wir brauchen verlässlic­he und bezahlbare Energie. Aber eben nicht irgendeine Energie: Dem Linken geht es um eine dauerhafte Perspektiv­e. For

cierter Ausbau erneuerbar­er Energien zählt dazu. In Thüringen sei „jetzt die beschleuni­gte Transforma­tion“zu formuliere­n. „Das ist mit dem üblichen Bordinstru­mentarium und den regulären Haushaltsm­itteln nicht zu stemmen“, verdeutlic­ht Schubert. Brandenbur­g habe bereits ein Sonderverm­ögen. „Das war auch einer unserer Vorschläge“, betont der Geraer. Von Seiten der Thüringer Aufbaubank (TAB) gibt es die Idee eines Fonds.

Und damit kommt Schubert auf das Thema LED-Beleuchtun­g. Viele Gemeinden wollen darauf umstellen. Es gibt ein Programm zur Förderung. Nur sei das so komplizier­t im Zusammensp­iel von Gemeinden, Thüringer Aufbaubank und Kommunalau­fsicht, dass die Umsetzung nicht gelinge, hieß es im Mai.

Woran scheitert das Vorhaben bisher? An der Struktur von Kreditgene­hmigungen beispielsw­eise. „In der Rechtsaufs­icht im Landesverw­altungsamt werden alle Kreditantr­äge der Kommunen über einen Kamm geschoren.“Dabei wäre die LED-Beleuchtun­g „ein schneller und deutlicher Beitrag, um Energiever­bräuche zu senken, im Kampf um jede Kilowattst­unde, die wir einsparen können.“

Schubert betont, man sei mit Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) im Gespräch. „Aber es kommt nun wirklich auf Geschwindi­gkeit an. Denn: Geschwindi­gkeit bei Nachhaltig­keitsinves­titionen entscheide­t über die Größe der Zukunftsch­ancen des Wirtschaft­sstandorts Thüringen.“Die öffentlich­e Hand spiele dabei eine wichtige Rolle. „Das, was nötig ist, lässt sich nicht nur aus dem Haushalt stemmen.“Wie sähe eine Lösung aus? „Wir als Linke können uns vorstellen, dass wir solche Vorhaben in ein kreditfähi­ges Sonderverm­ögen auslagern. Zumindest muss es jetzt eine

unvoreinge­nommene Diskussion zu alternativ­en Finanzieru­ngsmöglich­keiten geben. Und dann brauchen wir schnell eine Antwort, wie wir vorgehen.“Der Schutz von Arbeitsplä­tzen und Unternehme­n habe nur dann einen nachhaltig­en Effekt, wenn das Geschäftsm­odell sozial und ökologisch zukunftsfä­hig sei. „Deshalb ist die Gleichzeit­igkeit so wichtig: existenzie­lle Hilfen und eine Investitio­n in die Transforma­tion des Wirtschaft­sstandorts.“

Die Förderung von LED-Beleuchtun­g in Kommunen wäre ein schneller Beitrag, um Energiever­bräuche zu senken. Andreas Schubert (Linke), Landtagsab­geordneter, zur sozial-ökologisch­en Transforma­tion

Eingeübte Aushandlun­g von Regierung und Opposition nutzen

Im Zusammenha­ng mit der Diskussion über den Landeshaus­halt 2023 müsste dies grundsätzl­ich im politische­n Raum geklärt werden. „Die Diskussion ist bis zum Weihnachts­fest zu beenden. Dann müssen wir wissen, wie Thüringen bei der Transforma­tion angesichts der aktuellen Nöte seine Hausaufgab­en machen kann.“Für Schubert und seine Mitstreite­r bedeutet das: „Wir haben eine einmalige Chance, weil unser Bundesland so überschaub­ar ist und sich die Akteure eigentlich alle persönlich kennen, dass wir sogar eine Vorreiterr­olle spielen können. Und dabei ist die politische Konstellat­ion der jetzt schon jahrelang eingeübten Aushandlun­g zwischen Regierung und Opposition ein Vorteil.“

 ?? PETER MICHAELIS ?? Mit moderner Stadtbeleu­chtung lässt sich – wie hier an der zentralen Haltestell­e Heinrichst­raße in Gera – eine Menge an Strom und damit auch an Geld sparen. Oft ist aber der Bewilligun­gsweg für Kommunen schwierig und langwierig.
PETER MICHAELIS Mit moderner Stadtbeleu­chtung lässt sich – wie hier an der zentralen Haltestell­e Heinrichst­raße in Gera – eine Menge an Strom und damit auch an Geld sparen. Oft ist aber der Bewilligun­gsweg für Kommunen schwierig und langwierig.
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