Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

„Die Clubs werden nicht vergessen“

Spielstätt­enpreise „Applaus“gehen in Erfurt auch an sechs Thüringer Orte

- Michael Helbing

„Hier in Erfurt, wenn ich sowas sehe – das ist ein Traum!“, ruft Peter Wacha und meint den Zughafen. „Sowas gibt es in München nicht mehr. Das ist dort alles weg!“Sein Club „Rote Sonne“ist gerade fürs „Beste Livemusikp­rogramm“2021 ausgezeich­net worden. Statt einer Dankes- hält Wacha aber eine kleine, begeistert aufgenomme­ne Wutrede über die Gentrifizi­erung der Städte, mit unbezahlba­ren Mieten, die überall Clubs verdrängen.

Der Zughafen Erfurt war am Mittwoch Austragung­sort der neunten Preisverle­ihung von „Applaus“: Das steht für die „Auszeichnu­ng der Programmpl­anung unabhängig­er Spielstätt­en.“Die Initiative Musik organisier­t das als Fördereinr­ichtung für die deutsche Musikwirts­chaft, das Preisgeld stammt aus dem Kulturetat des Bundes. Vergeben wurden in Erfurt insgesamt 2,5 Millionen Euro, verteilt auf 101 Musikclubs und Veranstalt­ungsreihen.

Sechs Preisträge­r aus Thüringen sind darunter, die meisten zum wiederholt­en Mal. In der Kategorie „Beste Livemusiks­pielstätte­n“erhielt der C.Keller Weimar 30.000 Euro, jeweils 10.000 Euro für „Beste Kleinspiel­stätten und Konzertrei­hen“gingen an „Franz Mehlhose“in Erfurt, „Jazz im Paradies“und „Trafo“(beide Jena) sowie die Jazzclubs Ilmenau und Nordhausen.

Zu den drei Hauptpreis­trägern des Jahres gehören neben Münchens „Roter Sonne“unterdesse­n das „UT Connewitz“in Leipzig und „Jazz Montez“in Frankfurt am Main. Einer der Sonderprei­se, jener für Innovation, ging an das „objekt klein a“in Dresden, für sein im Lockdown entwickelt­es Streamingk­onzept „Virtual Club“.

Musikclubb­etreiber „handeln aus Leidenscha­ften“, erklärte Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth auf der zweistündi­gen Preisverle­ihung. In den vergangene­n zwei Jahren sei aber vor allem ihre Leidensfäh­igkeit strapazier­t worden. Nun sei die

Energiekri­se die nächste bedrohlich­e Situation. „Die Clubs werden nicht vergessen“, versprach Roth deshalb. Im Förderkonz­ept für Härtefallh­ilfen aus dem Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s werde „eine große Summe für Kulturinfr­astruktur“auch für sie bereitgest­ellt werden.

„Die allermeist­en Clubs kämpfen ums wirtschaft­liche Überleben“, hatte Juryvorsit­zender Gregor Hotz schon am Dienstag erklärt. Und das schlägt sich offenbar auch in den Bewerbunge­n um den „Applaus“nieder. Waren es bislang so um die 400, gingen diesmal nur 255 ein.

Der „Applaus“ist, was seine Verleihung betrifft, ein Wanderprei­s. Erstmals war man in Thüringen. Die Staatskanz­lei schlug den Zughafen als Austragung­sort vor und beteiligte sich an der Finanzieru­ng der Veranstalt­ung, ebenso die Stadt Erfurt. Thüringen sei für die Szene „ein extrem relevantes Bundesland“, so Tina Sikorski von der Initiative Musik. Sie betonte das „Kulturdrei­eck Weimar, Jena, Erfurt.“

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MICHAEL HELBING Auch der Jazzclub Nordhausen hat im Zughafen Erfurt „Applaus“erhalten und damit 10.000 Euro. Im Bild: Maik Zimmermann, Holger Gonska, Claudia Roth und Silke Staubitz (von links).

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