Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
„Die Clubs werden nicht vergessen“
Spielstättenpreise „Applaus“gehen in Erfurt auch an sechs Thüringer Orte
„Hier in Erfurt, wenn ich sowas sehe – das ist ein Traum!“, ruft Peter Wacha und meint den Zughafen. „Sowas gibt es in München nicht mehr. Das ist dort alles weg!“Sein Club „Rote Sonne“ist gerade fürs „Beste Livemusikprogramm“2021 ausgezeichnet worden. Statt einer Dankes- hält Wacha aber eine kleine, begeistert aufgenommene Wutrede über die Gentrifizierung der Städte, mit unbezahlbaren Mieten, die überall Clubs verdrängen.
Der Zughafen Erfurt war am Mittwoch Austragungsort der neunten Preisverleihung von „Applaus“: Das steht für die „Auszeichnung der Programmplanung unabhängiger Spielstätten.“Die Initiative Musik organisiert das als Fördereinrichtung für die deutsche Musikwirtschaft, das Preisgeld stammt aus dem Kulturetat des Bundes. Vergeben wurden in Erfurt insgesamt 2,5 Millionen Euro, verteilt auf 101 Musikclubs und Veranstaltungsreihen.
Sechs Preisträger aus Thüringen sind darunter, die meisten zum wiederholten Mal. In der Kategorie „Beste Livemusikspielstätten“erhielt der C.Keller Weimar 30.000 Euro, jeweils 10.000 Euro für „Beste Kleinspielstätten und Konzertreihen“gingen an „Franz Mehlhose“in Erfurt, „Jazz im Paradies“und „Trafo“(beide Jena) sowie die Jazzclubs Ilmenau und Nordhausen.
Zu den drei Hauptpreisträgern des Jahres gehören neben Münchens „Roter Sonne“unterdessen das „UT Connewitz“in Leipzig und „Jazz Montez“in Frankfurt am Main. Einer der Sonderpreise, jener für Innovation, ging an das „objekt klein a“in Dresden, für sein im Lockdown entwickeltes Streamingkonzept „Virtual Club“.
Musikclubbetreiber „handeln aus Leidenschaften“, erklärte Kulturstaatsministerin Claudia Roth auf der zweistündigen Preisverleihung. In den vergangenen zwei Jahren sei aber vor allem ihre Leidensfähigkeit strapaziert worden. Nun sei die
Energiekrise die nächste bedrohliche Situation. „Die Clubs werden nicht vergessen“, versprach Roth deshalb. Im Förderkonzept für Härtefallhilfen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds werde „eine große Summe für Kulturinfrastruktur“auch für sie bereitgestellt werden.
„Die allermeisten Clubs kämpfen ums wirtschaftliche Überleben“, hatte Juryvorsitzender Gregor Hotz schon am Dienstag erklärt. Und das schlägt sich offenbar auch in den Bewerbungen um den „Applaus“nieder. Waren es bislang so um die 400, gingen diesmal nur 255 ein.
Der „Applaus“ist, was seine Verleihung betrifft, ein Wanderpreis. Erstmals war man in Thüringen. Die Staatskanzlei schlug den Zughafen als Austragungsort vor und beteiligte sich an der Finanzierung der Veranstaltung, ebenso die Stadt Erfurt. Thüringen sei für die Szene „ein extrem relevantes Bundesland“, so Tina Sikorski von der Initiative Musik. Sie betonte das „Kulturdreieck Weimar, Jena, Erfurt.“