Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Das Geheimnis einer Oboe

Das Instrument ist nicht einfach zu bauen. Wir waren in einer Oboen-Werkstatt

- Karlotta Ehrenberg

„Eigentlich beginnt die Geschichte einer Oboe schon viele Jahre vor dem Bau“, sagt Sabine Drengner. Sie muss es wissen: Als Holzblas-Instrument­enbau-Meisterin hat sie sich auf den Bau von Oboen spezialisi­ert.

Deswegen weiß sie: Das Holz einer jeden Oboe hat eine jahrelange Geschichte. Diese beginnt, wenn das Holz für das Instrument etwa aus einem Grenadill-Baumstamm gesägt wird. Grenadill-Bäume wachsen in Afrika. Ihr schwarzes Holz ist besonders hart und feinporig. Zudem enthält es viel Harz. Ehe das Holz verbaut wird, muss es viele Jahre lagern. „Dann kommt es nicht so schnell zu Rissen“, sagt Frau Drengner. Eine Oboe besteht aus drei Teilen, die ineinander­gesteckt werden.

„Eine Firma dreht für uns die Teile auf die richtige Form. Auch die Löcher sind schon hineingebo­hrt“, sagt Sabine Drengner. Wenn sie von „uns“spricht, dann meint sie die Meisterwer­kstatt „Frank & Meyer“in Berlin, deren Mitinhaber­in sie ist. Zusammen mit ihrem Lehrmeiste­r Ludwig Frank baut sie dort Oboen. Nicht nur die drei Teile werden in die Werkstatt geliefert, sondern auch die Metallklap­pen, welche beim Spielen genutzt werden, um die Tonlöcher zu schließen. Das Wichtigste aber passiert in der Werkstatt: die Bohrung des Luftkanals. Der muss unten weiter sein als oben. Je nachdem, wie viel Holz an welcher Stelle stehen bleibt, klingt die Oboe höher oder tiefer. „Der Verlauf dieser Innenbohru­ng ist bei jedem Oboenmodel­l etwas anders“, erklärt Frau Drengner.

Der Klang einer Oboe hängt auch davon ab, wie die Tonlöcher bearbeitet sind. Diese Aufgabe übernehmen die beiden Fachleute ebenfalls selbst. Die Klappen gängig zu machen, damit sie leicht hoch und runter gehen, ist dagegen die Arbeit einer andere Kollegin aus der Werkstatt.

Ein vierter Kollege klebt dort, wo die Metallklap­pen auf dem Holz aufliegen, dünnen Kork. „Damit es später beim Spielen nicht klappert“, sagt Frau Drengner. Damit die Tonlöcher gut schließen, kommen Polster aus Kork auch in die Klappendec­kel. „Schließen sie nicht genau, kommt nicht der richtige Ton raus“, erklärt die Expertin. Um den Kork in die richtige Position zu bringen, erwärmt sie die Klappe über einer Flamme. „Dadurch wird der Kleber weich, und ich kann den Kork mit einem Blech verschiebe­n“, sagt sie. Sie wiederholt das, bis es richtig passt. Sind alle Klappen auf dem Instrument befestigt, wird es spannend:

Die Oboenbauer­in setzt das Mundstück ein und probiert das Instrument aus. Klingen alle Töne richtig? Wenn nicht, muss Frau Drengner die Klappen noch mal richten oder die Oboe innen nachschlei­fen.

Zum Schluss werden zwei Buchstaben in das Holz eingravier­t: LF für Ludwig Frank, den Erfinder dieser Art von Oboe. dpa

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KARLOTTA EHRENBERG (2) / DPA Sabine Drengner bohrt den Luftkanal in eine Oboe.
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Wenn die Klappe nicht richtig schließt, spielt die Oboe keinen guten Ton.

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