Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Haas sortiert Schumacher aus
Das Formel-1-Team hat sich gegen den Sohn des früheren Weltmeisters entschieden. Hülkenberg wird Nachfolger
Abu Dhabi. Mick Schumacher hielt den Blick gesenkt, er nestelte ein bisschen fahrig an dem Mikrofon in seiner Hand und holte noch einmal tief Luft, bevor er antwortete. „Ich bin schon sehr enttäuscht“, sagte der junge Mann mit dem großen Namen, nachdem das Haas-Team am Donnerstag in Abu Dhabi die Trennung von Schumacher und die Verpflichtung von Nico Hülkenberg verkündet hatte: „Ich habe nämlich schon den Eindruck, dass ich einen guten Job gemacht habe.“
Das Hinhalten hat also ein Ende: Nach einer monatelangen CastingShow hat das Haas-Team den Daumen gesenkt und Mick Schumacher nach zwei Jahren vor die Tür gesetzt. Der 23-Jährige wird 2023 wohl auf der Formel-1-Reservebank Platz nehmen müssen – von der Routinier Nico Hülkenberg nach drei Jahren zurückkehrt.
will Schumacher vor allem versuchen, das Positive aus der für ihn schwierigen Situation mitzunehmen. „Ich habe in den zwei Jahren bei Haas eine Menge gelernt“, sagte er: „Ich habe mich sportlich und auch persönlich weiterentwickelt, und ich weiß ganz sicher, dass ich einen Platz in der Formel 1 verdiene.“Dass er 2023 in der Startaufstellung stehen wird, ist aber eher unwahrscheinlich, denkbar ist ein Engagement als Testfahrer bei Mercedes. Was für Schumacher in Gesellschaft von Rekordweltmeister Lewis Hamilton nicht die schlechteste Option wäre.
Oder geht sein Weg gar erstmal in eine andere Rennserie? Schumacher wollte sich dazu am Donnerstag nicht konkret äußern. Er müsse zunächst die „richtige Lösung“für sich finden, und ob diese am Ende die
Rolle als Testfahrer in der Formel 1 oder ein Cockpit in einer anderen Serie sein werde, „müssen wir gemeinsam im Team analysieren“. Via Instagram und Twitter munterte das Fahrerlager den jungen Deutschen auf. „Kopf hoch, Junge, wir werden dich wiedersehen“, twitterte Red-Bull-Pilot Sergio Perez, und Angela Cullen, persönliche Betreuerin von Lewis Hamilton bei Mercedes, schrieb an Schumacher: „Du bist bald wieder da. Türen gehen immer nur auf.“Derweil äußerte der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel bei Sky sein Unverständnis über die Entscheidung von Haas. „Das ist natürDennoch lich bitter für ihn, ich glaube, die Teamführung bei Haas ist manchmal ein bisschen schwer zu verstehen“, sagte Vettel. Haas sei „sicher nicht unschuldig“daran, dass es in diesem Jahr nicht wie erhofft gelaufen ist: „Ich hoffe, dass Mick stärker zurückkehren wird. Das Potenzial hat er auf jeden Fall.“
Mick Schumacher will jedenfalls mit aller Kraft weiter für seinen Traum von der Formel 1 kämpfen. „Für mich ist dieses Kapitel nicht geschlossen, Rückschläge machen einen nur stärker“, sagte er: „Mein Feuer für die Formel 1 brennt.“
Des einen Leid ist des anderen Freud, und so freute sich Nico Hülkenberg „wahnsinnig darüber, mit Haas 2023 in ein Vollzeit-Renncockpit zurückzukehren“. Der 35Jährige habe das Gefühl, „nie so richtig aus der Formel 1 weg gewesen zu sein. Ich bin aufgeregt darüber, wieder das tun zu dürfen, was ich am meisten liebe.“