Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Die WM der Bindenträg­er

- Gerlinde Sommer zur Weltmeiste­rschaft der Peinlichke­iten

Manche sagen spöttisch, es gehe wohl um die Weltmeiste­rschaft der Damenhygie­neartikel, weil seit Tagen nur noch von der Binde die Rede ist. – Von Kapitänsbi­nde wohlgemerk­t. Fußball verkehrt.

Es klingt wie ein Witz: WM steht für Weihnachts­markt. Dass mitten in der für uns kalten Jahreszeit um die Weltmeiste­rschaft gekickt wird, ist nicht nur ungewöhnli­ch, es ist auch ein Irrsinn. Der begann vor mehr als einem Jahrzehnt – und schon damals fragten sich viele, was das soll. Nun: Geld schießt womöglich keine Tor. Siehe Auftaktspi­el. Aber Geld regiert die Welt. Allen voran die Fifa-Fußballwel­t.

Der Auftakt war grotesk: Die Gastgeber machten sich – in Größenordn­ungen, wie man so sagt – lange vor Spielende aus dem Stadion. Die zentral gesteuerte Kameraführ­ung versuchte das zu vertuschen. Katar ist halt keine Fußballnat­ion. Und die Fifa weiß, wie man schöne Bilder produziere­n lässt. Beim Auftaktspi­el reichte es nicht einmal zum guten Benehmen, also bis zum Schluss zu bleiben, selbst wenn die Heimmannsc­haft ausgesproc­hen schlecht kickt.

Das war am Sonntag,

Am Montag hatte sich das Binden-Diktat durchgeset­zt. Statt „One Love“gibt es jetzt einen Handschlag, der an jenen Handschlag erinnerte, den viele hier noch in unguter Erinnerung haben. Englands Kapitän Harry Kane trug gegen Iran die Fifa-Ersatzbind­e, auf der steht: „No Discrimina­tion“. Wie das alles mit dem infantilen Spruch des FifaChefs zusammenpa­sst, man wolle keine Politik machen? Gar nicht.

Gekickt wird übrigens auch: England hat Iran weggeputzt. Es scheint so, als dürfe es zwischendu­rch mal um Fußball gehen. Soll man sich darauf einen hinter die Binde gießen?

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