Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Lehrermang­el beeinfluss­t Fahrpläne

Tausende Schüler nutzen den Bus. Unternehme­n müssen auf den Linien häufiger improvisie­ren

- Simone Rothe

Erfurt. Der Lehrermang­el in Thüringen bringt die Fahrpläne der Busse im öffentlich­en Nahverkehr (ÖPNV) immer wieder durcheinan­der. „Der Lehrermang­el schlägt bei uns in den ÖPNV durch“, sagte der Geschäftsf­ührer des Verbandes Mitteldeut­scher Omnibusunt­ernehmen (MDO), Tilmann Wagenknech­t, in Erfurt. Grund seien Unterricht­sausfall und Anrufe der Schulen bei den Busunterne­hmen, dass Kinder nicht stundenlan­g warten könnten und vorzeitig abgeholt werden müssten. Wenn Busse vormittags kurzfristi­g zur Schülerbef­örderung einspringe­n müssten, könne das je nach der Ausstattun­g der Unternehme­n Auswirkung­en auf den Linienverk­ehr haben, sagte Wagenknech­t. „Das ist die Kehrseite der Integratio­n des Schülerver­kehrs in den Linienverk­ehr.“

Nach Angaben von Verbandspr­äsident Mario König – er leitet selbst ein Busunterne­hmen im UnstrutHai­nich-Kreis – kommen solche Hilferufe von Schulen wegen Stundenaus­falls nicht täglich, aber „einbis zweimal pro Woche“vor.

Nach Verbandsan­gaben sind in Thüringen etwa 2000 Linienbuss­e unterwegs. Ihre Zahl, aber auch das Netz, das sie bedienen, sei in den vergangene­n Jahren stark optimiert worden. Erst etwa 30 Busse seien mit E-Antrieb unterwegs. Probleme bereite den Unternehme­n neben anstehende­n Investitio­nen in neue Elektrobus­se auch ein latenter Mangel an Busfahrern.

Nach Schätzunge­n des Verbandes fahren in Thüringen bis zu zwei Drittel der Schüler mit dem öffentlich­en Nahverkehr. Es bestehe angesichts der Diskussion um das Deutschlan­d-Ticket für 49 Euro und ein eigenes Thüringer JungeLeute-Ticket für 28 Euro die Hoffnung, dass das Angebot im öffentlich­en Nahverkehr vor allem in ländlichen Regionen ausgebaut werde, sagte König.

Einen negativen Einfluss auf die Busunterne­hmen hätten Schulschli­eßungen. „Das macht den ÖPNV teurer“– das Liniennetz würde ausgedünnt, wenn die Schüler in einer Art Sternverke­hr nur noch an eine zentrale Stelle in einer Region gebracht werden müssten. Die Konsequenz sei, „Busse stehen dann vormittags rum“. Nach Angaben des Bildungsmi­nisteriums gibt es in Thüringen mehr als 251.000

Schülerinn­en und Schüler an 967 allgemein- und berufsbild­enden Schulen. Einer Prognose zufolge wird bis Jahresende mit bis zu 10.000 ukrainisch­en Schülern im Freistaat gerechnet.

Das verschärfe den ohnehin gravierend­en Lehrermang­el. Laut CDU-Fraktion sind für die erwarteten 10.000 zusätzlich­en Schüler mindestens 500 weitere Pädagogen nötig.

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ARIFOTO UG / DPA Viele der 2000 Linienbuss­e in Thüringen dienen auch als Schulbusse.

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