Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Die gelbe Post mit grünem Anstrich
Neuer Zustellstützpunkt im Erfurter Norden schon für vollen Betrieb mit E-Autos ausgelegt
Erfurt. Breite Öffnungen geben den Laderaum des Street-Scooters frei. Beatrice Blaurock stapelt routiniert und doch akribisch die Pakete ein. „Mit gefallen die Elektro-Fahrzeuge“, sagt die Zustellerin der Deutschen Post. „Im Winter ist es wärmer. Auch wegen der Sitzheizung“, schätzt sie die guten Arbeitsbedingungen, zu denen auch zählt, dass nicht bei jedem Stopp der Diesel neu gestartet werden muss.
Etappenziel auf dem Weg zur klimaneutralen Zustellung
Den Start in den Arbeitstag absolviert die junge Frau mit rund 80 Kolleginnen und Kollegen am neuen Zustellstützpunkt in der Alten Mittelhäuser Straße. Dieser wird, obwohl schon seit ein paar Wochen in Betrieb, an diesem Montagmorgen eingeweiht. Die gelbe Post will damit eine Marke setzen auf dem Weg zur CO2-Neutralität, oder wie es der Erfurter Niederlassungsleiter Marcus Wulf sagt, zur „grünen“Post. Das Zentrum, von dem aus die Flottille in das Erfurter Stadtgebiet und das nördliche Umland von Ollendorf über Haßleben, Gebesee bis Dachwig ausschwärmt, sei als eines der ersten nach den neuen Maßstäben
und für die Zukunft entwickelt. An 40 Ladesäulen können hier EFahrzeuge andocken und über Nacht geladen werden. Das 1200 Quadratmeter große Gebäude sei energetisch auf dem neuesten Stand. Es hat eine Fußbodenheizung und geheizt wird mit einer Wasser/Wasser-Wärmepumpe. Zehn Street-Scooter sind bereits im Einsatz, schon bald sollen alle Verbrenner durch E-Transporter ersetzt werden. Dabei würde nicht nur, wie Betriebsleiter Christian Schultze erklärt, auf die Kastenwagen gesetzt, deren Produktion die Post zeitweilig
selbst übernommen hatte. Ob nun der E-T6 von Volkswagen oder Mercedes-Modelle, man kaufe schrittweise hinzu, was der Markt hergebe.
Die Reichweite sei dabei gar kein Problem mehr, so Schultze. Der Street-Scooter schaffe locker 150 Kilometer, was für eine Schicht gut reiche. Inzwischen gebe es den Kasten-Flitzer in drei Größen, was ihn variabel für verschieden große Bezirke mache. Inzwischen steht bereits ein Rechtslenker-Fahrzeug auf dem Hof. Besonders für die Innenstadt geeignet. Hier kann der Zusteller
direkt auf den Bordstein rausspringen. Eine Kamera sorgt für dennoch guten Überblick auf die Verkehrslage.
Dass die Laderäume größer werden müssen, so sagt Christian Schultze, liege allein schon an der verschobenen Wichtung zwischen Brief- und Paketpost. Vor 20 Jahren kamen noch auf ein Paket 20 Briefe, heute seien es je nach Region noch drei Briefe. Vom neuen Erfurter Zustellstützpunkt kurz vor der Autobahnabfahrt Mittelhausen gehen täglich 30.000 Brief- und 4000 Paketsendungen auf die Reise zu den Briefkästen und Wohnungstüren. Zudem gibt es vier weitere solcher Stützpunkte in Erfurt, wobei sich vor allem im Zentrum die Arbeit anders aufteilt. Schließlich seien dort noch viele Zusteller mit Fahrrädern oder anderen kleinen Fahrzeugen unterwegs – die Pakete wiederum seien dort Sache der DHL.
Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD), der zur Einweihung gekommen ist, lobt die Initiative der Post. „Die großen Firmen müssten bei der Umstellung auf eine E-Fahrzeugflotte vorangehen. Und bemerkt, dass auch die Briefe der Stadtverwaltung – Zehntausende Briefe – mit den gelben Autos ausgefahren werden.