Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Goldpremiere in der Domstadt
Boxer Djabrail Djabrailov holt nach vielen Silber- und Bronzemedaillen den ersten deutschen Meistertitel für den PSV Erfurt
Köln. Frank Nordmann muss bis in die Neunzigerjahre zurückdenken, wenn er auf den letzten deutschen Meistertitel eines Erfurter Boxers verweisen will. Damals hieß der Polizeisportverband (PSV) Erfurt noch Polizeisportverein. Seit der Umbenennung 1998 hofft der PSV vergeblich auf einen deutschen Meistertitel, auch wenn die Boxtalente einige Silber- und Bronzemedaillen mit nach Hause brachten.
Am Samstag gegen halb fünf brach ein Jubelschrei aus Nordmann heraus. Das Warten hatte ein Ende. Der Abteilungsleiter Boxen beim PSV schloss seinen abgekämpften Schützling Djabrail Djabrailov in die Arme. Seit er mit neun Jahren als Flüchtling zum PSV kam, hatte er mithilfe des Trainerteams unter Nordmanns Leitung auf den großen Moment hingearbeitet.
Auch diesmal war vor den nationalen Titelkämpfen nicht zwingend damit zu rechnen, dass der „Goldfluch“des PSV durchbrochen wird. Bei der U18-Meisterschaft in Köln war Djabrailov in seiner Gewichtsklasse bis 71 kg nicht einmal die Thüringer Nummer eins. Doch sein Weimarer Mitstreiter musste kurzfristig krankheitsbedingt auf die Teilnahme verzichten. Gleich im ersten Kampf prognostizierten die Experten eine Niederlage Djabrailovs, schließlich stand ihm mit Imran Khan Pothashnikov ein Boxer gegenüber, der erst im August deutscher U17-Meister geworden war. Doch mit einer tollen Leistung strafte der 17-jährige PSV-Kämpfer die Experten Lügen und zog ins Halbfinale ein. Dort ließ er am vergangenen Freitag Fatlind Dreshaj per 5:0Punktsieg ebenfalls keine Chance.
Aber mit Silber wollte sich Djabrailov nicht zufriedengeben. Wie es seiner Natur entspricht – er „verbeißt“sich in die Gegner, statt sie niederzuschlagen – zwang er auch im Finale dem Hamburger Marlon Steinike seinen Stil auf.
5:0, der Ringrichter hob Djabrailovs Arm – danach war Jubel.